Eine Woche nach der Festnahme der 15 Briten hat der Iran ein weiteres Gefangenen-Video sowie einen neuen Brief der Soldatin Faye Turney veröffentlicht. Sie sei ein Opfer der "Einmischungspolitik" Londons und Washingtons im Irak, heißt es in dem Schreiben. Ihr Kamerad Nathan Thomas Summers hatte sich zuvor im iranischen Fernsehen entschuldigt. Er sei unerlaubt in iranische Gewässer eingedrungen, sagte er. Das britische Außenministerium bezeichnete die Aufnahmen als empörend.
Der am Freitag veröffentlichte Brief, der Turneys Handschrift trägt, ist an das britische Volk gerichtet: "Ich schreibe an Sie als britische Soldatin, die in den Irak geschickt wurde, geopfert der Einmischungspolitik der Regierungen Bush und Blair." Es tue ihr leid, dass sie in iranische Hoheitsgewässer eingedrungen sei. "Das iranische Volk hat mich gut behandelt und sich als fürsorglich, mitfühlend, gastfreundlich und sympathisch erwiesen. Dafür bin ich dankbar", heißt es in dem Schreiben weiter. Es folgt ein Appell zum Rückzug aus dem Irak.
Entsetzen über Propaganda
Auch Summers räumte im Fernsehen die angebliche Grenzverletzung ein: "Wir sind ohne Genehmigung in iranische Gewässer eingedrungen und wurden von der iranischen Küstenwache festgenommen", sagte er. "Dafür möchte ich mich beim iranischen Volk entschuldigen." Die Videobotschaft wurde im amtlichen Fernsehsender Al Alam ausgestrahlt. Neben Summers zeigten die Aufnahmen einen seiner Kameraden sowie die Soldatin Turney, die einzige Frau unter den Gefangenen.
Der britische Premierminister Tony Blair verurteilte die Veröffentlichung des Videos. Der Iran könne niemanden in die Irre führen, indem er die Gefangenen in dieser Art und Weise vorführe, erklärte er. Die britische Außenministerin Margaret Beckett sagte, sie sei entsetzt über die Art und Weise, wie die gefangenen Soldaten zu Propagandazwecken missbraucht würden.
Die Briten waren am Freitag vergangener Woche im Mündungsgebiet des Schatt el Arab im Persischen Golf festgenommen worden. Dort ist der Grenzverlauf zwischen dem Irak und dem Iran strittig. Großbritannien hat wiederholt bekräftigt, die Patrouille habe sich auf irakischem Hoheitsgebiet aufgehalten, der Iran behauptet das Gegenteil.
Iran übermittelt Protestnote
Das iranische Außenministerium übermittelte dem britischen Botschafter in Teheran am Donnerstagabend eine Protestnote. In dem Schreiben wurde den Soldaten illegaler Grenzübertritt vorgeworfen. Es sei nicht der erste Zwischenfall dieser Art, hieß es weiter. Die iranische Regierung verlange eine Garantie, dass es in Zukunft nicht mehr zu Grenzverletzungen komme. Beckett sagte, nichts in dem Schreiben deute darauf hin, dass die Iraner nach einer Lösung der Krise suchten.
Im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen erreichte Großbritannien unterdessen nur eine verwässerte Erklärung. Das UN-Gremium zeigte sich am Donnerstag "zutiefst besorgt" über die Gefangennahme der Soldaten und ihre anhaltende Inhaftierung. Der Iran wurde aufgefordert, britischen Konsularbeamten Zugang zu den Soldaten zu gewähren. Der Sicherheitsrat unterstützte auch den Appell von Generalsekretär Ban Ki Moon, der den iranischen Außenminister Manutschehr Mottaki zu einer schnellen Lösung und zur Freilassung der 15 Soldaten aufgerufen hatte. Eine schärfere Formulierung scheiterte in erster Linie am Widerstand Russlands. Umstritten war vor allem ein Passus, wonach sich die 15 Briten definitiv in irakischen Gewässern befanden.
Die EU stellte sich in dem Konflikt hinter Großbritannien. Zum Auftakt des informellen EU-Außenministerrates in Bremen sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier am Freitag: "Selbstverständlich wird von hier aus ein Signal der Solidarität ausgehen." Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana sprach von einem "großen Fehler", den der Iran begangen habe. Die Soldaten müssten sofort freigelassen werden.