Sie schreit und weint Nordkoreas seltsame Frau für die großen Propaganda-Nachrichten

Nordkorea: Eine der bekanntesten Moderatorinnen der Welt: Ri Chun Hee
Pretty in Pink: Ri Chun Hee ist Nordkoreas bekannteste Moderatorin.
 
Sie schreit, weint und lacht im Staats-TV – seit über 40 Jahren.
 
Ihr Alter ist unbekannt, angeblich ist Chun Hee um die 70.
 
Und eigentlich ist sie auch schon seit Januar 2012 in Rente.
 
Doch bei den ganz großen Ereignissen taucht sie immer wieder auf.
 
Ihr aktuelles Thema: die Detonation der Wasserstoffbombe.
 
Chun Hees Markenzeichen ist der Chima Jeogori, eine traditionelle koreanische Tracht.
 
Und natürlich ihre Leidenschaft und Emotion – egal ob Trauermeldung oder Raketentest.
 
Nicht nur deshalb ist sie eine der wenigen Nordkoreanerinnen, die über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind.
Wenn Sie erscheint, wird es dramatisch: Ri Chun Hee überbringt dem nordkoreanischen Volk auf sehr eigene Art wichtige Nachrichten. Am Sonntag verkündete sie den Test einer Wasserstoffbombe - dabei ist sie eigentlich längst im Ruhestand.

Ihren Namen dürften außerhalb von Nordkorea nur wenige wissen, und dennoch kennen sie Millionen Menschen weltweit: Ri Chun Hee dient dem nordkoreanischen Regime seit Jahrzehnten als Sprachrohr für besonders wichtige Verkündigungen im Staatsfernsehen. Mit unnachahmlichem Pathos berichtet die Nachrichtensprecherin von Raketentests des norkoreanischen Militärs oder Todesfällen in der Kim-Dynastie.

Ri Chun Hee schwärmt vom Wasserstoffbombentest

Eigentlich ist Ri seit 2012 im Ruhestand, doch im Januar 2016 erschien sie plötzlich wieder auf dem Fernsehschirm und verlas die Meldung, dass Norkorea erstmals eine Wasserstoffbombe gezündet habe. Seither tauchte sie mehrfach wieder vor der Kamera auf, wenn Diktator Kim Jong Un seinem Volk wichtige Botschaften übermitteln wollte. So auch am vergangen Sonntag, als Ri in ein pinkfarbenes traditionelles Kleid gehüllt mit überschwänglichem Tonfall den "vollkommenen Erfolg" eines weiteren Wasserstoffbombentests bekanntgab. Der Test habe "klar bewiesen", dass die Nuklearwaffen ihres Landes "höchst präzise" seien, schwärmte sie vor einem Bild des Vulkans Paektu, der eine wichtige Rolle in der koreanischen Folklore spielt.

Unvergesslich ist auch Ris Auftritt nach dem Tod des als Vater der Nation verehrten Machthabers Kim ll Sung im Jahr 1994, den sie unter Tränen verkündete. Siebzehn Jahre später verlas die Journalistin im Dezember 2011 mit bebender, melodramatischer Stimme und wiederum gegen Tränen kämpfend die Nachricht vom Ableben "unseres großen Kameraden Kim Jong Il", dem Vater des gegenwärtigen Staatschefs.

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"Jeder Moderator sollte seinen eigenen Stil haben, um die Zuschauer zu beeindrucken und sich unterschiedliche Übertragunsarten aneignen, basierend auf dem Inhalt der Nachricht", sagte Ri 2012 anlässlich ihres Rücktritts als Sprecherin dem chinesischen Fernsehsender CCTV.

Partei wählte Ri Chun Hee angeblich wegen ihrer Armut

Ri soll 1943 während der japanischen Besetzung als Tochter einer armen Familie im Bezirk Tongchon zur Welt gekommen sein. An der Hochschule für Film und Theater in Pjöngjang studierte sie nach Angaben des britischen "Telegraph" Darstellende Künste, bevor sie von der Partei als Sprachrohr auserwählt wurde - angeblich wegen ihrer Armut und der dadurch gewährleisteten einwandfreien kommunistischen Legitimation.

Ihren ersten Fernsehauftritt im staatlichen Fernsehsender KCTV hatte Ri laut "Sky News" im Jahr 1971. Bereits drei Jahre später wurde sie demnach zur Chef-Nachrichtensprecherin befördert. Ihre jahrzehntelange TV-Karriere sei beispiellos, berichtet Sky News, und dauere deutlich länger an als die anderer KCTV-Mitarbeiter, die degradiert oder beseitigt worden seien.

Mittlerweile ist die prominente Nordkoreanerin Großmutter und lebt mit ihrer Familie in relativem Luxus in der Hauptstadt Pjöngjang, wie Sky News schreibt. Für den Fall, dass Ri ihre Arbeit als Stimme und Gesicht der Diktatur eines Tages endgültig einstellen sollte, hat sie bereits vorgesorgt und eine neue Generation junger Moderatorinnen ausgebildet. Schon 2012 sagte sie CCTV selbstkritisch: "Heutzutage sind viele Moderatorinnen sehr jung und schön und besser geeignet, vor den Zuschauern zu erscheinen."

Xiomara Bender: Fotografin dokumentiert seit 2011 Nordkorea - das ist ihr Blick auf das isolierte Land
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