An Seegrenze Nordkorea feuert mehr als 200 Geschosse ins Meer – Südkorea reagiert

Ein Panzer aus Südkorea schießt mit scharfer Munition aufs Meer
Südkorea antwortete auf die Geschosse aus Nordkorea mit scharfer Munition
© Handout/South Korean Defence Ministry / AFP
Nordkorea lässt mal wieder die Muskeln spielen – allerdings nicht mit einem Raketentest, sondern mit scharfen Geschossen. Die Reaktion aus Südkorea lässt nicht lange auf sich warten.

Nordkoreas Militär hat nach südkoreanischen Angaben nahe der umstrittenen Seegrenze zwischen den beiden verfeindeten Staaten mehr als 200 Artilleriegeschosse abgefeuert. Die Geschosse seien nördlich der Seegrenzlinie ins Gelbe Meer gefallen, teilte der Generalstab in Südkorea am Freitag mit. Die Granaten hätten keine Schäden angerichtet. Die Bewohner zweier südkoreanischer Inseln wurden aufgefordert, sich vorsichtshalber in Sicherheit zu bringen. Südkorea reagierte nach Angaben seines Verteidigungsministeriums mit "entsprechenden" Schießübungen mit scharfer Munition. Zu den Artillerieschüssen des Nordens sagte ein Sprecher des südkoreanischen Generalstabs: "Dies ist ein Akt der Provokation, der die Spannungen verschärft und den Frieden auf der koreanischen Halbinsel bedroht." Nordkorea müsse "diese Aktionen umgehend einstellen", forderte das Verteidigungsministerium in einer Erklärung.

Experten zufolge ist es nicht ungewöhnlich, dass Nordkorea im Zuge seiner Wintermanöver Artillerie in dem Gebiet einsetzt. Der Unterschied zu früheren Jahren sei allerdings, dass der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un eine härtere Gangart gegenüber dem Süden angekündigt hat und den Nachbarn offiziell als Feind betrachtet. Die Möglichkeit einer Wiedervereinigung hatte Kim erst vergangene Woche ausgeschlossen.

Zusammenstöße zwischen Nord- und Südkorea

Die faktische Seegrenze vor der Westküste der koreanischen Halbinsel wurde 1953 nach dem Korea-Krieg gezogen, für den es bis heute nur einen Waffenstillstand gibt. An der sogenannten Nördlichen Grenzlinie (NLL) gab es immer wieder Zusammenstöße zwischen Nord- und Südkorea. 2010 feuerte Nordkorea mehrere Dutzend Artilleriegeschosse auf die Insel Yeonpyeong knapp südlich der NLL. Zwei Soldaten und zwei Zivilisten starben.

Am Freitag wurden die Bewohner von Yeonpyeong und einer weiteren Insel, Baengnyeong, vom südkoreanischen Militär aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Anschließend feuerten auf den Inseln stationierte Marine-Brigaden mit scharfer Munition auf den südlichen Teil der NLL, wie das Verteidigungsministerium in Seoul mitteilte. Auf Yeonpyeong leben etwas mehr als 2000 Einwohner und dort stationierte Soldaten. Die Insel liegt rund 120 Kilometer westlich von Seoul, die Fährfahrt dorthin dauert mehr als zweieinhalb Stunden.

Laut Yonhap hatten die Streitkräfte Südkoreas und der USA am Donnerstag nahe der Grenze zu Nordkorea ebenfalls eine Artillerieübung begonnen. Das Gebiet um die Seegrenze ist in der Vergangenheit wiederholt Schauplatz von Gefechten zwischen Kriegsschiffen beider Länder gewesen.

Reuters · DPA · AFP
tkr