Bei Fußballspiel Orban provoziert mit Schal von größerem Ungarn – und das nicht zum ersten Mal

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban lächelt
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban
© Christian Spicker / Imago Images
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban hat sich bei einem Fußballspiel mit einem fragwürdigen Schal gezeigt. Dieser zeigt Ungarn mit früheren Grenzen. Es ist nicht das erste Mal, dass Orban mit Revisionismus auffällt. 

Der Schal des Anstoßes ist in den ungarischen Nationalfarben Rot-Weiß-Grün gehalten und er zeigt historische, längst überholte Grenzen des Landes, die aus heutiger Sicht revisionistisch und provozierend wirken. Insbesondere, wenn sie der aktuelle Ministerpräsident Ungarns Viktor Orban trägt. Der ist schon mehrfach mit großungarischen Phantasien aufgefallen. 

Das aktuelle Beispiel stammt von einem Fußballspiel am Sonntag, als Ungarn 2:1 gegen Griechenland gewann. Orban teilte am Montag bei Instagram ein Foto, das ihn nach dem Spiel zeigt. In dem kurzen Video überreicht ihm der langjährige Nationalspieler Balázs Dzsudzsák, der mit dem Spiel seine Karriere in der Mannschaft beendete, ein Trikot.

Doch es ist ein anderes Kleidungsstück, das ins Zentrum dieser Aufnahme gerückt ist und über das seitdem gesprochen wird: Es ist der Schal, den Orban trägt. Das Ungarn, das darauf zu sehen ist, umfasst auch Teile des heutigen Kroatien, Österreich, Rumänien, Serbien sowie der Slowakei und Ukraine. 

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"Herr Orban, falsche Karte"

In einem Kommentar neben dem Instagram-Video schreibt jemand: "Herr Orban, falsche Karte. Bitte verweisen Sie auf den Vertrag von Trianon als Erinnerung an die tatsächlichen Grenzen Ihres Landes." Dafür gab es einige Likes. Der Vertrag von Trianon ist über 100 Jahre alt, er wurde am 4. Juni 1920 unterzeichnet. Ungarn musste damals rund zwei Drittel seines Territoriums an neu gegründete Nationalstaaten abtreten. Die Einwohnerzahl ging von 21 Millionen auf acht Millionen zurück. Die Zeit der mächtigen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn war mit dem Ende des Ersten Weltkriegs ebenfalls zu einem Ende gekommen. 

Wie der MDR berichtet, habe Orban den Vertrag als "Todesurteil" bezeichnet. 2010 führte seine Regierung einen Trianon-Gedenktag ein. Massive Kritik gab es auch am "Denkmal der nationalen Einheit", das anlässlich von 100 Jahren Trianon-Vertrag in Budapest gebaut wurde. Die 100 Meter lange Rampe soll an die einstige Größe Ungarns erinnern, Namen von Orte sind darin eingemeißelt, die bis zu Vertragsunterzeichnung noch ungarisch waren. Der MDR zitierte in einem Beitrag dazu die ungarische Kulturwissenschaftlerin Magdalena Marsovszky, die das Denkmal als einen Ausdruck einer völkisch-rassistischen Vorstellung von Nation sieht. 

Orbans Schal ist kein Einzelfall. Immer wieder hat der Ministerpräsident in der Vergangenheit Karten eines größeren Ungarns in den sozialen Medien geteilt, beispielsweise im Frühjahr 2020. Damals schalteten sich die Staatschefs von Nachbarländern ein. Der kroatische Präsident Zoran Milanovic habe als Reaktion dazu aufgerufen, vergleichbare Karten von Kroatien nicht zu teilen, wie "Balkan Insight" berichtet, insbesondere weil sie "unsere Nachbarn ohne Ende irritieren". 

Der rumänische Premierminister Ludovic Orban reagierte demnach mit Humor auf die Provokation seine Namensvetters aus Ungarn. Und zwar mit dem rumänischen Sprichwort: "Der Spatz träumt vom Teig".

Quellen: Spiegel, Balkan Insight, FAZ, Instagram, Twitter, MDR (I), MDR (II)