Osthoff-Entführung Mutter appelliert an Geiselnehmer

Die Mutter der im Irak entführten Deutschen Susanne Osthoff hat die Geiselnehmer ihrer Tochter um Kontaktaufnahme gebeten. Unterdessen ist erneut ein Europäer im Irak entführt worden.

Rund zehn Tage nach der Entführung der Deutschen Susanne Osthoff im Irak hat sich ihre Mutter erneut eindringlich an die Geiselnehmer gerichtet. "Meine Tochter ist mehr Irakerin als Deutsche. Reden Sie mit ihr. Lernen Sie Susanne kennen. Dann können Sie sich schnell davon überzeugen, dass sie im Irak nur eins wollte: den Menschen dort helfen", appellierte Ingrid Hala in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" an die Kidnapper. Hala fügte hinzu: "Sie ist ein guter, barmherziger Mensch. Ich bitte Sie, seien Sie gnädig zu ihr und sagen Sie Susanne, dass wir mit unseren Herzen bei ihr sind und sie lieben."

Unterdessen wurde am Montag im Irak ein weiterer westlicher Ausländer entführt. Nach Angaben der Bagdader Polizei wurde ein französischer Ingenieur am Morgen von unbekannten Bewaffneten abgefangen, als er zur Arbeit fahren wollte. Der Mann arbeitet demnach in einem Wasserwerk im Zentrum der Stadt. Am Tatort sei eine Ausweiskarte mit Foto von Bernard Planche gefunden worden, Leiter des Projekts AACCESS NGO, hieß es weiter. In der Nähe eines Fahrzeugs beim Haus des entführten Ingenieurs sei eine geringe Menge Blut gefunden worden. Die Entführer seien mit drei Autos auf den Franzosen zugefahren, als dieser aus seinem Haus im Bezirk Mansur gekommen sei, um zur Arbeit zu fahren.

Mutter dankt für Anteilnahme

Osthoffs Mutter bat die Geiselnehmer, Kontakt mit irakischen oder deutschen Behörden aufzunehmen. Zugleich bedankte sich Hala im Namen ihrer Familie für die "große Anteilnahme" der irakischen und deutschen Bevölkerung am Schicksal der 43-jährigen Archäologin, die zusammen mit ihrem irakischen Fahrer verschleppt wurde. "Es hat uns in dieser schwierigen Situation Mut und Kraft gegeben, dass sich sogar der irakische Präsident Dschalal Talabani persönlich um ein Ende des Geiseldramas bemüht." Auch die Verurteilung der Tat durch kurdische, schiitische und sunnitische Persönlichkeiten und Parteien mache "Hoffnung, dass die Entführer zur Einsicht gelangen werden".

Kein Lebenszeichen von Osthoff

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz (CDU), warnte vor der verfrühten Annahme, die Geiselnehmer seien Kriminelle, die nur auf Lösegeldzahlungen aus seien. Er sagte der "Berliner Zeitung", ob die Deutsche im Irak Opfer solcher Krimineller geworden sei, lasse sich nicht sagen, "so lange zu der Forderung, die Bundesregierung solle ihre Unterstützung für den Irak beenden, nichts Weiteres bekannt wird". Ihm sei auch nach einer vertraulichen Unterrichtung durch die Bundesregierung "nichts bekannt, was einen solchen Schluss mit hoher Wahrscheinlichkeit rechtfertigen würde", sagte Polenz.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bestätigte am Sonntagabend in der ZDF-Sendung "Menschen 2005" im Fall Osthoff, "dass wir noch nicht wissen, wo sie ist, und noch kein Lebenszeichen von ihr bekommen haben". Die Bundesregierung werde alle Kanäle nutzen, "um das Leben von Susanne Osthoff zu retten, und ich hoffe dass es auch gelingen kann". Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Nadeem Elyas, könnte sich einen Austausch als Geisel für Osthoff vorstellen. Elyas sagte der "Tageszeitung": "Für mich kommt alles in Frage, was ihr Leben retten kann."

Ultimatum seit Freitag abgelaufen

Nach Darstellung mehrerer Medien ist das Ultimatum der Geiselnehmer seit Freitag früh verstrichen. Unter Berufung auf Sicherheitskreise hieß es, die Geiselnehmer hätten als Frist drei Tage nach Erstausstrahlung ihrer Video-Botschaft im Fernsehen genannt. Zu ihren Forderungen gehörte nach den Berichten neben der Einstellung der deutschen Zusammenarbeit mit der Führung Iraks und dem deutschen Ausbildungsstopp für einheimische Sicherheitskräfte auch die Schließung der deutschen Botschaft in Bagdad.

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DPA/AP