Pakistan Verwirrung über Verhaftungen

Unter den Festgenommenen der letzten Tage gibt es laut der britischen Botschaft in Islamabad keinen Verdächtigen, der mit den Anschlägen in London in Verbindung steht. Unklarheit herrscht auch über die Identität des Hauptverdächtigen.

Pakistan hat nach britischen Angaben bei einer Großrazzia keinen Verdächtigen der Londoner Anschläge festgenommen.

Auch der pakistanische Präsident Pervez Musharraf hat in einer Ansprache an die Nation die von Medien gemeldete Festnahme des Hintermanns der Londoner Terroranschläge zunächst nicht erwähnt. In seiner an diesem Punkt auf Englisch gehaltenen Rede verurteilte Musharraf die Londoner Attentate vom 7. Juli aufs Schärfste. "Ich glaube nicht, dass man die Täter Menschen nennen kann", sagte er.

Sicherheitskräfte hatten fast 300 Menschen festgenommen und Privathäuser, Koranschulen sowie Moscheen durchsucht. "Niemand ist in den vergangenen 48 Stunden festgenommen worden, der mit den Anschlägen in London in Verbindung gebracht wird", sagte der politische Ratgeber an der britischen Botschaft, Peter Wilson, der Nachrichtenagentur Reuters. Drei der vier Attentäter waren Briten pakistanischer Herkunft. In Pakistan regte sich Widerstand gegen die Razzien. Erzkonservative moslemische Gruppen kündigten Proteste für Freitag an. Präsident Pervez Musharraf wollte sich im Laufe des Tages zu den Durchsuchungen äußern.

Unklarheit über Festnahmen

Weiterhin Unklarheit herrschte am Donnerstag über die angebliche Festnahme des von Großbritannien in Zusammenhang mit den Anschlägen gesuchten britischen Moslem Haroon Rashid Aswad. Mehrere Vertreter der Sicherheitsbehörden bestätigten Reuters, Aswad sei den Behörden Anfang der Woche ins Netz gegangen. Die Zeitung "Daily Times" berichtete hingegen, es sei lediglich ein Namensvetter des Gesuchten festgenommen worden.

Von offizieller Seite gab es nach wie vor keine Bestätigung für die Festnahme des mutmaßlich mit der Extremistenorganisation al Kaida in Verbindung stehenden Mannes. Die pakistanischen Ermittlungen zu den Londoner Anschlägen konzentrierten sich auf Lahore und andere Städte wie Sargodha in der östlichen Provinz Punjab. Allein in der Nacht zum Donnerstag wurden in Punjab rund 50 Menschen festgenommen, in der Provinz Sindh 45. Darunter soll auch ein Anführer einer radikalen Sunniten-Gruppe sein, die für viele Anschläge gegen die schiitische Minderheit im Land verantwortlich ist.

Landesweite Razzien "absolut ungerechtfertigt"

Vertreter konservativer Moslemgruppen riefen zu Protesten gegen die Razzien auf. "Wir verurteilen die Anschläge von London, aber die landesweite Razzien in Moscheen und Koranschulen ist absolut ungerechtfertigt", sagte ein Vertreter einer moslemischen Allianz. Am Freitag sollten die Menschen landesweit ihrem Unmut über die Durchsuchungen Ausdruck verleihen.

Reuters
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