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Porträt Pete Buttigieg: Wer ist der Mann, der in Bidens Kabinett Geschichte schreiben könnte?

Vor einem Jahr war Pete Buttigieg noch weitgehend unbekannt. Dann mischte der 38 Jahre alte Ex-Bürgermeister aus Indiana die Vorwahlen der Demokraten gehörig auf. Nun soll er ein Regierungsamt in Bidens Kabinett übernehmen.

Bu-ti-dschidsch. Im Internet gibt es diverse Anleitungen, wie der Name Buttigieg richtig auszusprechen ist. Pete Buttigieg fragte sich als Teenager, ob sein Nachname ein Stolperstein sein würde für sein Fortkommen in der Welt. Bislang läuft es. Der Mann mit dem schwer auszusprechenden Nachnamen soll der neue US-Verkehrsminister im Kabinett von Joe Biden werden. Dabei waren die beiden Männer bei der Demokraten-Vorwahl im Präsidentschaftsrennen noch Rivalen.

Der Mann mit dem Vorzeige-Lebenslauf

Acht Jahre lang, bis Ende 2019, war Buttigieg Bürgermeister von South Bend – einer 100.000-Einwohner-Stadt im US-Bundesstaat Indiana. Einem Staat, den US-Präsident Donald Trump 2016 klar gewonnen hat. Buttigieg hat einen Vorzeige-Lebenslauf. Er studierte an renommierten Universitäten: erst in Harvard, später – mit dem hochbegehrten Rhodes-Stipendium – in Oxford. Danach arbeitete er als Unternehmensberater bei McKinsey, bevor er in die Politik wechselte.

2014 legte er für einen siebenmonatigen Einsatz in Afghanistan eine Pause bei seinem Bürgermeisterjob ein. Er hat ein Buch geschrieben, seine – ziemlich frühen – Memoiren, die es auf Bestsellerlisten schafften. Er spielt Klavier und Gitarre, spricht neben Englisch sieben weitere Sprachen: Französisch, Spanisch, Italienisch, Maltesisch, Norwegisch, Dari und Arabisch. Zumindest kann er in diesen Sprachen ein Sandwich bestellen, wie er selbst von sich sagt. Sein Vater stammte aus Malta – daher Maltesisch. Ein bisschen Dari schnappte Buttigieg in Afghanistan auf. Und Norwegisch lernte er, weil er mehr von einem norwegischen Autoren lesen wollte, von dem es vieles nur im Original gab.

Im Internet kursieren diverse Videos, wie Buttigieg Journalistenfragen auf Französisch, Spanisch, Italienisch oder Norwegisch beantwortet. Wie er ein Livekonzert am Flügel begleitet oder ein paar Akkorde von Jimi Hendrix auf der Gitarre klampft. In der Welt der sozialen Medien sorgt so etwas für Verzückung.

Vom Bürgermeister zum Bewerber als Präsidentschaftskandidat

Als Buttigieg seine Kandidatur als Präsidentschaftskandidat für die Demokraten verkündete, verspottete ihn das Trump-Lager als "ehemaligen Kleinstadt-Bürgermeister". Breitseiten gegen seine mangelnde nationale Regierungserfahrung wehrte der 38-Jährige erfolgreich ab – etwa mit dem Verweis auf die Spannbreite eines Bürgermeisterjobs, auf seine Militärzeit und die Notwendigkeit frischer Ideen für das Land.

Tatsächlich kam Buttigieg bei seinen öffentlichen Wahlkampfauftritten keineswegs unbedarft daher. Im Gegenteil. Der Demokrat wirkte immer hellwach, souverän, denkt schnell, ist schlagfertig, witzig, rhetorisch gewandt – und bei alldem nicht arrogant.

Für ihn gilt eine weitere Besonderheit: Es ist gar nicht allzu lange her, dass Buttigieg seine Homosexualität publik machte. 2015 veröffentlichte er dazu einen Gastbeitrag in der Lokalzeitung seiner Heimatstadt South Bend. Kurz darauf lernte er seinen Partner Chasten kennen, den er 2018 heiratete.

Die beiden geben viel Einblick in ihr Privatleben und bedienen die sozialen Medien auf Hochtouren. Von ihrer Hochzeit gab es einen Livestream. In Interviews haben sie verraten, wie sie sich kennengelernt haben – per Online-Dating. Bei Instagram posten sie Bilder aus ihrem Zuhause. Ihre zwei Hunde – Truman und Buddy – haben einen eigenen Twitter-Account. Buttigieg erwähnt seinen Mann Chasten oft in Reden und beschreibt seine Ehe zu ihm als größten Ausdruck von Freiheit. 

Ein Mann der vielen Facetten

Buttigieg kommt zu Gute, dass er viele Facetten bedient, und damit gleichermaßen Konservative und Progressive für sich einnimmt. Er ist der bodenständige Ex-Bürgermeister und gleichzeitig der feingeistige Intellektuelle. Der kriegserfahrene Navy-Veteran und gleichzeitig – schon jetzt – eine Art Ikone für viele Schwule und Lesben. Er ist der heimatverbundene Mann aus dem Mittleren Westen, der gleichzeitig eine elitäre internationale Ausbildung hinter sich hat. Der moderne Liberale und gleichzeitig der strenggläubige Christ.

Fakt ist: Buttigieg sorgte bei den Präsidentschafts-Vorwahlen der Demokraten für Furore. Zeitweise arbeitete er sich in Umfragen an die Spitze des parteiinternen Bewerberfeldes und gewann im Laufe seines Wahlkampfes enorm an Profil und Bekanntheit. Nach seinem Rückzug aus dem Rennen unterstützte er Bidens Kandidatur.

Von Konkurrenten zu Verbündeten

Nun will der künftige US-Präsident Biden den aufstrebenden Partei-Newcomer in sein Kabinett holen. Biden plant Buttigieg zum Verkehrsminister zu machen, wie sein Team am Dienstagabend mitteilte. Demnach wäre Buttigieg – sofern er für das Amt bestätigt wird – der erste offen schwule Bundesminister in der Geschichte des Landes.

Dass er als Ex-Bürgermeister nun direkt auf ein Ministeramt wechseln soll, ist ein steiler Aufstieg – aber wenig überraschend. Spekuliert wurde zuletzt eher darüber, welches Amt ihm zugeteilt werden könnte.

Zwar mangelt es ihm an politischer Erfahrung auf Bundesebene, was ihm vom Senat, der ihn für den Posten bestätigen muss, vorgehalten werden könnte. Vorbehalte wegen seines Alters und seiner geringen politischen Erfahrung waren Buttigieg jedoch auch im Präsidentschaftsrennen schon begegnet – er konterte diese souverän.

les DPA

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