Sein Triumph kam plötzlich und unerwartet, sein Fauxpas dagegen weniger: Als Joe Biden am sehr späten Abend des 3. März 2020 in Los Angeles die Bühne erklomm, um seinen Sieg beim "Super Tuesday" zu feiern, da ergriff er die Hand einer neben ihm stehenden Frau. Feierlich erklärte er: "Das ist meine kleine Schwester." Was sie leider nicht war. Die stand zwar auch neben ihm, nur eben auf der anderen Seite.
Die für Biden übliche, wenn auch kleine Peinlichkeit war aber schnell vergessen, denn an diesem Abend meldete sich der Mann zurück ins Präsidentschaftsrennen, der ein halbes Jahr später Donald Trump aus dem Weißen Haus werfen sollte. Der "Super Tuesday" hatte mal wieder die entscheidenden Vorwahl-Weichen gestellt. Wie schon zwölf Jahre zuvor, als Barack Obama Hillary Clinton hinter sich ließ – und letztlich US-Präsident wurde.
Was ist der "Super Tuesday"?
In den USA werden die Präsidentenkandidaten der Parteien per Vorabstimmungen in den einzelnen Bundesstaaten bestimmt. Am "Super Tuesday", der traditionell Anfang März stattfindet, ballen sich die Wahlen. Dieses Jahr stehen Abstimmungen in 15 Bundesstaaten an, darunter auch in bevölkerungsreichen Staaten wie Kalifornien und Texas.
Wo genau wird gewählt?
Die Vorwahlen finden in den Bundesstaaten Alabama, Alaska, Arkansas, Colorado, Maine, Massachusetts, Minnesota, North Carolina, Kalifornien, Oklahoma, Tennessee, Texas, Utah, Vermont und Virginia statt. Gewählt wird außerdem im US-Außengebiet Amerikanisch-Samoa.

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Wer wählt wen?
Abgestimmt wird sowohl bei den Demokraten und den Republikanern. Dazu gibt es das Ergebnis der Demokraten-Vorwahl aus Iowa, die in den vergangenen Wochen per Mail ausgetragen wurde.
Gewählt werden Delegierte, die die Voten dann auf den Parteitagen präsentieren. Jeder Bundesstaat entsendet je nach Bevölkerungsgröße unterschiedlich viele Mandatsträgerinnen und -träger. Bei großen Staaten wie Texas sind es mehr als 200, bei kleinen Regionen wie Amerikanisch-Samoa nur sechs.
Grob gerechnet wird am "Super Tuesday" über ein Drittel der Delegierten abgestimmt. Bei den Republikanern werden es dieses Jahr 874 von insgesamt 2429 Abgeordneten sein. Nach dem Superwahltag ist dann knapp die Hälfte aller Stimmen vergeben.
Wie verlief der "Super Tuesday" in der Vergangenheit?
Seit den 80er-Jahren sind die Sieger des "Super Tuesday" stets auch die Präsidentschaftskandidaten ihrer Parteien geworden.
Welche Erwartungen haben die Bewerber in diesem Jahr?
Dieses Jahr ist alles anders. Denn sowohl bei den Demokraten als auch bei den Republikanern stehen die Kandidaten so gut wie fest. Als amtierender US-Präsident genießt Joe Biden das Privileg, ohne ernstzunehmende innerparteiliche Konkurrenz ins Rennen ziehen zu können. Und die Republikaner haben sich schon lange ganz und gar Donald Trump hingegeben.
Allerdings diskutieren die Demokraten immer lauter über Bidens Alter und Amtsfähigkeit. Unwahrscheinlich, wenn auch nicht unmöglich, ist daher, dass der 81-Jährige vielleicht doch einem oder einer Jüngeren Platz macht.
Donald Trump dagegen macht nicht so sehr sein ebenfalls hohes Alter zu schaffen, sondern seine zahlreichen, laufenden Prozesse. Unwahrscheinlich, wenn auch nicht unmöglich, ist daher, dass Trump in letzter Minute doch noch durch einen anderen Kandidaten oder eine Kandidatin ersetzt wird.
Wie geht es nach dem "Super Tuesday" weiter?
Die Vorwahlen gehen noch bis Anfang Juni. Danach finden die Parteitage statt, auf denen die Kandidaten offiziell gekürt werden. Die Republikaner treffen sich Mitte Juli in Milwaukee, Wisconsin, die Demokraten einen Monat später wenige Kilometer weiter südlich in Chicago, Illinois.
Wie läuft der Parteitag ab?
Die Conventions sind dreitägige Spektakel, auf denen sich die Parteien selbst und ihre Kandidaten feiern. Bei den Demokraten ist für die Präsidentschaftskandidatur die Mehrheit der 3979 Delegierten nötig. Bei den Republikanern ist es eine Mehrheit von 2429 Delegierten.