Porträt Ratko Mladic "Ich verteidige lediglich meine Heimat"

Der als Kriegsverbrecher gesuchte frühere Militärchef der bosnischen Serben, Ratko Mladic, wird von seinen Landsleuten auch heute noch als Held verehrt. Er verkörpert wie kaum ein Zweiter Aufstieg und Fall der großserbischen Idee.

Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat den heute 62- Jährigen angeklagt, im bosnischen Bürgerkrieg (1992-1995) die schlimmsten Verbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg angeordnet zu haben. Der von seinen Soldaten als begnadeter Stratege bewunderte General, der die Truppen stets von der vordersten Frontlinie befehligte, soll für die dreijährige Belagerung von Sarajevo ebenso verantwortlich sein wie für "ethnische Säuberungen", die Gräuel in Internierungslagern und die Ermordung von bis zu 8000 Muslimen in Srebrenica.

In seinen wenigen Interviews hat Mladic, der schon mit 22 Jahren die Militärakademie in Belgrad glänzend absolviert hatte, ein krauses Weltbild gezeichnet: Seine Vorbilder seien Hannibal und Alexander der Große, militärisch orientiere er sich an dem deutschen Panzergeneral Heinz Guderian, dessen "Nicht kleckern, sondern klotzen" seine Maxime wurde. Zu Mladics Aufsehen erregenden Äußerungen gehören auch: "Ich verteidige lediglich meine Heimat" und "Ich habe nichts gegen Eskimos, Kroaten oder Muslime".

"Verteidiger der Heimat"

Weltweit bekannt wurde der am 12. März 1943 in Kalinovik südlich von Sarajevo geborene Mladic im Juli 1991, als er zum Stabschef der Jugoslawischen Volksarmee (JNA) in Knin ernannt wurde. Er sorgte für die Unterstützung der serbischen Minderheit in diesem Teil Kroatiens bei ihrer Abspaltung von Zagreb. Im Mai 1992 stieg er zum Armeechef der bosnischen Serben auf. Sein Credo lautete: "Niemals würde ich den Rückzug befehlen" - auch wenn eine Million Opfer zu beklagen wären.

Zunächst gelang es Mladic, über 70 Prozent Bosniens besetzt zu halten, obwohl die Serben nur ein Drittel der Bevölkerung stellten. Dabei kam ihm die haushohe Überlegenheit seiner Truppe gegenüber Muslimen und Kroaten zu Hilfe. Denn die Serben verfügten praktisch über das gesamte Militärgerät der hochgerüsteten früheren Jugoslawischen Volksarmee in dieser Region. Die späteren Militärerfolge der Kroaten und Muslime, sowie die Bombardierung serbischer Stellungen durch die Nato erzwangen aber den Rückzug der Serben und 1996 die Ablösung des Generals. Trotz dieser Niederlage blieb der "gelernte Soldat" Mladic bei den Serben als "Verteidiger der Heimat" ein Idol.

DPA
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