TV-Duell "Trump darf sich auf einen langen Urlaub freuen"

Das letzte große TV-Duell des US-Wahlkampfes ist vorbei, und die deutsche Presse fällt ein eindeutiges Urteil: Donald Trump hat seine letzte Chance verspielt und sich ins Abseits debattiert. 

In der glitzernden Metropole Las Vegas fand am Mittwochabend das letzte große TV-Duelle des US-Wahlkampfes statt. Dabei sorgte Donald Trump erneut für einen Eklat: Er will das Ergebnis der Wahl nicht unbedingt akzeptieren, verkündete er. Damit bricht er mit den unausgesprochenen politischen Gesetzen seines Landes. Nie zuvor hatte ein Präsidentenkandidat vor der Wahl die Anerkennung des späteren Wahlausgangs verweigert. Ein Schritt, der ihn ins endgültige Abseits katapultiert haben könnte, findet zumindest die deutsche Presse.

"Spiegel Online": "Trump debattiert sich ins Abseits"

"Clinton ist in Las Vegas an vielen Stellen in der Defensive - bei ihren Entscheidungen als Außenministerin, bei ihren E-Mails und hochbezahlten Wall-Street-Reden. Aber im Duell gibt es keinen Moment, der das Potenzial hat, die Dynamik klar in Richtung Trump zu verschieben. Das Unentschieden ist für die Demokratin ein Sieg. Sie geht als klare Favoritin in die letzten knapp drei Wochen Wahlkampf. Trump dagegen scheint schlicht die Zeit davonzurennen."

"Donald Trump war gut im dritten TV-Duell mit Hillary Clinton – er war, gemessen an seinen Aufritten in den beiden Präsidentschaftsdebatten zuvor, sachlicher, zivilisierter, themenorientierter. Aber hier ist die schlechte Nachricht für Trump: Er hat seine letzte Chance verpasst, den in den vergangenen Tagen größer gewordenen Abstand auf Clinton zu verringern. [...]

Trump lag schon vor der Debatte in den Umfragen weiter zurück, als je ein Kandidat in den letzten nicht einmal mehr drei Wochen aufholen konnte. Die Chance war also gering. Er hat sie nicht genutzt. Demaskierender noch: Der Mann, der den halben Tag damit zubrachte zu erklären, wie unfähig Clinton war, ist und sein wird, hat es nicht einmal ernsthaft versucht. Der Klugschwätzer hat final versagt. Trump darf sich auf einen langen privaten Urlaub nach dem 8. November freuen."

"Es schien ein Ding der Unmöglichkeit: Nachdem Vorwürfe zu sexueller Belästigung, gehackte E-Mails und persönliche Beleidigungen die US-Wahl bereits zu einer Reality-TV-Show degradiert hatten, erreicht der demokratische Prozess mit der dritten und letzten TV-Debatte einen neuen Tiefpunkt. Gefragt, ob er das Ergebnis der Wahl am 8. November anerkennen würde, sofern er der Verlierer sein sollte, erwiderte Trump: 'Ich werde es spannend machen.' [...]

'The Donald', wie er sich gerne nennen lässt, hat die Wahl längst in eine Variante seiner Apprentice-Sendung verwandelt. Da durfte er nach Belieben Kandidaten demütigen und feuern. Genauso rücksichtslos führt der republikanische Kandidat seinen Wahlkampf: Fakten sind so egal wie das, was sein fahrlässiger Umgang mit ihnen mit den demokratischen Grundlagen des Landes anrichtet.

"Der Abend in Las Vegas gleicht einem Schnelldurchlauf Trumps bisheriger Präsidentschaftskampagne. Der Milliardär, der dieses Mal konzentrierter und schlagfertiger wirkt als sonst, inszeniert sich als harter Typ, der für Amerika bessere Deals aushandeln werde, vor allem aber als Außenseiter, der im verfilzten Washington mal so richtig aufräumen werde. [...]

Und dann kommt der große Moment, über den nach Abschluss der Debatte im 'spin room' heiß diskutiert wird. Als Trump, der zuletzt immer lautstarker vor einer angeblich manipulierten Wahl gewarnt und jede Menge Verschwörungsszenarien verbreitet hatte, gefragt wird, ob er den Ausgang der Abstimmung am 8. November in jedem Fall akzeptieren werde, antwortet er betont ausweichend: 'Ich werde mir das ansehen, wenn es so weit ist.' Für Clintons Wahlkampfmanager Roby Mook ist klar: 'Damit hat er sich selbst erledigt.'"

"Süddeutsche.de": "Trumps schwerer Tabubruch"

"Hillary Clinton versteht es, Trump immer wieder aus der Reserve zu locken. Sie wirft ihm vor, eine "Marionette" Putins zu sein ("Du bist die Marionette!", entgegnet Trump) und erklärt, dass die Hälfte aller undokumentierten Einwanderer Einkommensteuer zahlten, der Milliardärs-Kandidat aber offenbar nicht."

ivi