Rede vor IWF-Lenkungsausschuss US-Finanzminister Lew geht mit Europa hart ins Gericht

Jacob Lew, US-Finanzminister, fordert von Europa mehr Ausgaben, um die Weltwirtschaft anzukurbeln. Besonders angesprochen fühlen sollen sich Überschussländer wie Deutschland.

Der neue US-Finanzminister Jacob Lew hat in deutlichen Worten von den Europäern mehr Wachstumsanstrengungen und den Chinesen mehr Wechselkursflexibilität eingefordert. "Mehr Nachfrage in Europa ist entscheidend für das weltwirtschaftliche Wachstum", sagte er in einer am Samstag veröffentlichten Rede vor dem IWF-Lenkungsausschuss (IMFC) in Washington. Notwendig seien speziell mehr nachfragestärkende Bemühungen in Ländern mit Überschüssen im Handel, sagte er, ohne aber konkret China und Deutschland zu nennen, die traditionell im Fokus solcher Appelle stehen.

Lew ging die Europäer hart an und dabei wiederum besonders die Länder mit Überschüssen im Handel - das wichtigste darunter ist Deutschland. Es sei vor allem die anhaltend schwache Nachfrage aus dem Euro-Raum, die auf dem Weltwachstum laste, stellte er fest. Angesichts der Tatsache, dass in weiten Teilen der Euro-Zone die Haushalte zusammengestrichen und die Volkswirtschaften umstrukturiert würden, sei es lebenswichtig, das die Überschussländer im Währungsraum mit mehr nachfragewirksamen Ausgaben mehr für das globale Wachstum tun.

Was das sensible Thema Wechselkursflexibilität angeht, räumte Lew Fortschritte gerade in China ein, das Land, an das sich diese Forderungen seit Jahren vorrangig richten. "Aber der Prozess der Wechselkurs-Anpassung in China bleibt unvollständig und es bedarf weiterer Fortschritte", sagte er. Für die USA selbst versicherte der Minister, sein Land stelle sich der Verpflichtung, die Defizite im Haushalt auf ein nachhaltiges Maß zurückzuführen und die Basis für ein langanhaltendes Wachstum zu legen. Eine Beilegung des inneramerikanische Streit über die Haushaltspolitik liege in Reichweite.

Reuters
cob/Reuters