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Regierungskrise in Österreich Schäuble hält Erpressung Straches für möglich – und spekuliert über Geheimdienstbeteiligung

Schäuble hält Erpressung Straches für möglich – und spekuliert über Geheimdienstbeteiligung
"Da muss ja ziemlich viel Organisations- und Finanzkraft hinterstecken, diese Falle zu konstruieren, die ja nicht unintelligent war. (...) Was die da diesem Strache auf Ibiza vorgespielt haben, scheint einigermaßen plausibel gewesen zu sein. Der muss ja kein kompletter Idiot sein", sagte er vor den Zuschauern und kommt zu dem Schluss: "Irgendwie riecht's nach irgendwas wie einem Geheimdienst."
"Man fragt sich: Warum jetzt? Und wer hat es gemacht? Und zu welchem Zweck? Hat man gedacht, man kann den erpressen? Hat man ihn vielleicht die letzten zwei Jahre schon erpresst?"
"Ich bin mal gespannt, wie das aufgeklärt wird", so der Bundestagspräsident.

Bundestagspräsident und Ex-Innenminister Wolfgang Schäuble hält es in der österreichischen Regierungskrise für möglich, dass Heinz-Christian Strache mit den im Jahr 2017 angefertigten Aufnahmen erpresst wurde. "Irgendwie riecht's nach irgendwas wie einem Geheimdienst", so der CDU-Politiker.
Von Christoph Wirtz und Daniel Wüstenberg

Wer steckt hinter den heimlich auf Ibiza erstellten Aufnahmen, die Österreich zur schweren Regierungskrise führten? Seit "Spiegel" und "Süddeutsche Zeitung" am Freitag Sequenzen des Videos veröffentlicht haben, gibt es – mitunter wilde – Spekulationen über den oder die Urheber. Das Künstlerkollektiv "Zentrum für politische Schönheit" wird genannt, ebenso ZDF-Moderator Jan Böhmermann oder der Politikberater Tal Silberstein. Doch die Hintergründe der Falle liegen weiterhin im Dunkeln.

Nun hat sich auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) in die Debatte um die Entstehung des Mitschnitts eingeschaltet – und vermutet Geheimdienste hinter der Aktion.

Im Video: Dieser Mitschnitt hat die österreichische Staatskrise ausgelöst und Strache zu Fall gebracht 

Der ehemalige österreichische Vizekanzler Heinz-Christian Strache spricht in einer Villa auf Ibiza mit der angeblichen Nichte eines russischen Oligarchen über Parteispenden, die Übernahme der Kronen Zeitung und die Vergabe von Staatsaufträgen.
SPIEGEL / Süddeutsche Zeitung

Erpressung Grund für Regierungskrise?

Auf einer Veranstaltung an einem Freiburger Gymnasium äußerte sich der 76-Jährige am Montagnachmittag zur Ibiza-Affäre rund um den österreichischen FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache. "Da muss ja ziemlich viel Organisations- und Finanzkraft hinterstecken, diese Falle zu konstruieren, die ja nicht unintelligent war. (...) Was die da diesem Strache auf Ibiza vorgespielt haben, scheint einigermaßen plausibel gewesen zu sein. Der muss ja kein kompletter Idiot sein", sagte er vor den rund 400 Zuschauern und kommt zu dem Schluss: "Irgendwie riecht's nach irgendwas wie einem Geheimdienst."

Schäuble hält es offenbar für möglich, dass Strache mit den Aufzeichnungen unter Druck gesetzt wurde. "Man fragt sich: Warum jetzt? Und wer hat es gemacht? Und zu welchem Zweck? Hat man gedacht, man kann den erpressen? Hat man ihn vielleicht die letzten zwei Jahre schon erpresst?"

Dem stern liegt ein Mitschnitt von Schäubles Aussagen vor. Die Aufnahme wurde offen und erkennbar für Schäuble, das Publikum und die wenigen anwesenden Journalisten im Rotteck-Gymnasium angefertigt.

Lückenlose Aufklärung gefordert

Wolfgang Schäuble bekleidete in seiner Karriere mehrfach das Amt des Bundesinnenministers und war somit auch für das Bundesamt für Verfassungsschutz zuständig. Er dürfte also mit dem Vorgehen von Geheimdiensten vertraut sein. Dennoch: Belege für seine Mutmaßungen lieferte Schäuble in Freiburg nicht.

Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat nach dem Skandalvideo indes eine "lückenlose Aufklärung" der Ibiza-Affäre und eine "vollständige Transparenz" angemahnt. Darauf hofft auch Schäuble. "Ich bin mal gespannt, wie das aufgeklärt wird", so der Bundestagspräsident.

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