Mikhail Zygar, im Berliner Exil lebende ehemalige Chefredakteur des unabhängigen Senders Doschd, ist zur Fahndung ausgeschrieben. Der Datenbank des russischen Innenministeriums zufolge werde der Journalist "dem Strafgesetzbuch nach" gesucht, berichtet das unabhängige russische Medienunternehmen Mediazona. Nähere Einzelheiten dazu gibt es nicht.
Zygar arbeitet als Kolumnist für den "Spiegel"
Dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" zufolge, für das Zygar als Kolumnist arbeitet, würde ihm auf Telegram-Kanälen nachgesagt, er würde "in sozialen Medien falsche Informationen über Gräueltaten der russischen Armee in der ukrainischen Stadt Butscha verbreiten". Konkret gehe es um einen Instagram-Post, in dem er die Ermordung und Vergewaltigung von Zivilisten der ukrainischen Stadt durch russische Soldaten aufmerksam gemacht habe.
Zygar hat Russland im Februar 2022 verlassen, in seiner Heimat gilt er als "ausländischer Agent" – diesen Status erhalten vor allen regimekritische Organisationen und Personen. Das Gesetz dient dazu, die Betroffenen einzuschüchtern und mundtot zu machen. Seit einigen Jahren darf auch gegen Verwandte und Freunde "ausländischer Agenten" ermittelt werden.
Zygars Stiftung wurde verboten
Die Steigerung davon ist die Einstufung als "unerwünschte Organisation". Dies betrifft hauptsächlich ausländische Gesellschaften – wie etwa die deutsche Heinrich-Böll-Stiftung. Mittlerweile aber fallen auch ursprünglich russische Organisationen in diese Kategorie. Der Oppositionssender Doschd wurde auf diese Weise im vergangenen Sommer in Russland verboten, im Februar folgte Mikhail Zygars "XZ Foundation". Die Stiftung kämpft gegen die russische Staatspropaganda.
Zygar schreibt nach Bekanntwerden der Fahndung im "Spiegel", dass er sich nicht vom Kreml einschüchtern lassen wolle. "Ich werde für meine Worte, für meine Texte, für meine Bücher verfolgt. Offenbar sind sie zu wahr und zu schmerzhaft für den russischen Staat, die Beamten und Propagandisten."
Quellen: Mediazona auf Telegram, "Spiegel", DPA