Saddam-Festnahme Den Diktator am Bart gezogen

Im US-Fernsehen hat erstmals ein Soldat Einzelheiten von der Festnahme Saddam Husseins im vergangenen Dezember berichtet: Dabei sei es zu deftigen Wortgefechten gekommen.

Ein US-Elitesoldat irakischer Abstammung hat erstmals Einzelheiten der Gefangennahme des gestürzten irakischen Staatschefs Saddam Hussein am 13. Dezember vergangenen Jahres geschildert. Ein Leibwächter Saddams habe der US-Eliteeinheit genaue Anweisungen gegeben, an einer bestimmten Stelle auf einer Farm bei Tikrit im nördlichen Irak nach dem Versteck Saddams zu graben, sagte der als Samir bezeichnete Soldat dem US-Nachrichtensender CNN. Das Erdloch, in dem sich Saddam versteckte, sei mit Schmutz und Blättern bedeckt gewesen.

"Ich sagte ihm (Saddam), wenn Du ein richtiger Mann wärest, hättest Du Dich selbst getötet", sagte der US-Soldat, nachdem Saddam aus seinem Versteck gekrochen kam und er ihn überwältigt hatte. Saddam habe nur zwei Worte Englisch gesprochen: "America, why?" (Amerika, warum?) Dies habe er drei Mal hintereinander wiederholt.

Am Bart gezogen

Nach Angaben des Soldaten kam es bei der Gefangennahme zu einem kleinen Handgemenge mit dem damals 66-Jährigen. Er habe Saddam gesagt: "Du bezeichnest Dich als Held und Führer der arabischen Nation. Du bist ein Niemand." Als Saddam ihn als Verräter und Spion beschimpft habe, habe er ihn mehrere Male gestoßen und am Bart gezogen. Andere Elitesoldaten hätten ihn dann gestoppt.

Nach den Worten des Soldaten glaubten andere Mitglieder der Eliteeinheit anfangs nicht, dass es sich bei dem Gefangenen um Saddam Hussein handele. Als er den ehemaligen Diktator nach dessen Namen gefragt habe, habe Saddam zuerst nur "Uh" geantwortet. Erst als er ihn angeschrien habe, habe dieser geantwortet: "Ich bin Saddam, ich bin Saddam Hussein."

Wüste Wortwechsel

Ein anderer Soldat habe zu Saddam gesagt: "Der Grund, warum wir hier sind, ist, dass Präsident (George W.) Bush uns geschickt hat, Dich zu finden." Saddam habe ihn arabisch beschimpft: «Meine Schuhe sind besser als Du und Deine Familie.»

Saddam habe dann gefragt, ob er Geisel oder Kriegsgefangener sei. Der gestürzte Staatschef habe auch nicht geglaubt, dass der Krieg vorbei sei. "Wir haben ihm gesagt, der Krieg ist vorbei und du bist Geschichte", sagte der Soldat. Saddam habe geantwortet: "Nein, der Krieg ist nicht vorbei."

Nach den Worten des Elitesoldaten Samir kam die Einheit Saddam über dessen Leibwächter auf die Spur, der gefasst wurde. Samir arbeitete nach eigenen Angaben dabei als Dolmetscher. Der Leibwächter habe angefangen zu weinen und gesagt: "Bringt mich nicht um. Ich zeige Euch, wo Saddam ist." Der gestürzte Staatschef sei dann an einem Samstagabend um 20.00 Uhr Ortszeit auf der Farm entdeckt worden.

Samir floh während des Golfkriegs 1991

Der US-Elitesoldat irakischer Abstammung war nach eigenen Angaben während des Golfkriegs zur Befreiung Kuwaits im Frühjahr 1991 geflüchtet. Nachdem die Vereinten Nationen ihm den Flüchtlingsstatus verliehen hätten, sei er in die USA gezogen und US-Bürger geworden.

Gegen den Ex-Diktator ist inzwischen von einem irakischen Sondertribunal Anklage erhoben worden. Zu den sieben Anklagepunkten gehören unter anderem Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Massentötungen.

DPA
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