Es ist eine enorm aufwendige Dokumentation, die die ARD am Donnerstag um 23 Uhr ausstrahlt. Die Recherchen und Dreharbeiten für den 45-minütigen Beitrag "Die tödlichen Fehler der Schlapphüte - Wie die Todespiloten den Geheimdiensten entkamen" führten die stern-Autoren Dirk Laabs und Oliver Schröm über drei Kontinente: Spurensuche in mehreren deutschen Städten, in Malaysia, auf den Philippinen und in den USA. Ein Jahr dauerte die Recherche, die Produktion des Films weitere sechs Monate. Die beiden Autoren enthüllen, wie nah die Geheimdienste an den Massenmördern dran waren.
TV-Tipp
ARD - Donnerstag, 14.08.03 - 23:00 Uhr
Die tödlichen Fehler der Schlapphüte - Wie die Todespiloten den Geheimdiensten entkamen - Film von Oliver Schröm und Dirk Laabs
Die Autoren fassten die Geheimdienstvideos zu einem entlarvenden Dossier zusammen. Sie überwachten die Terroristen, aber sie ließen sie entkommen. Deutsche und US-amerikanische Geheimdienste hätten die Terroranschläge am 11. September 2001 verhindern können. Der deutsche Verfassungsschutz kannten die Todespiloten. Amerikanische Behörden kannten die Terrorpläne. Die Ermittler besaßen alle Puzzleteile des Verbrechens - aber sie fügten sie nicht zu einem Bild zusammen.
Minutiös untersucht die Dokumentation von Dirk Laabs und Oliver Schröm die Arbeit der Ermittler. Sie dokumentieren einen Skandal und entlarven Lügen. Etwa jene, es hätten keine Warnungen vorgelegen, dass ein solcher Anschlag geplant war.
Zum ersten Mal wird auch ein Privatvideo einer Hochzeitsfeier in Hamburg gezeigt, auf dem die späteren Todespiloten, der Koordinator der Terroranschläge und ihre Helfershelfer feiern und zum Heiligen Krieg aufrufen.
Leitende Ermittler von FBI, CIA und des Untersuchungsausschusses des US-Kongresses nehmen erstmals öffentlich Stellung zu den Versäumnissen im Vorfeld des 11. September. Und sie nennen die Verantwortlichen für das Desaster beim Namen. Während ein führender Senator der Republikaner den CIA-Direktor George Tenet im Film zum Hauptschuldigen erklärt, versucht ein ehemaliges Mitglied des Nationalen Sicherheitsrats der USA, die deutschen Geheimdienste mit in die Verantwortung zu nehmen.
stern-Titel "Das Versagen der CIA"
Kurz vor dem zweiten Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center in New York beleuchtet die Titelgeschichte des stern, warum die Geheimdienste, allen voran die CIA, die Katastrophe nicht verhinderten. Mehr als ein Jahr recherchierten zwei Journalisten diesen Stoff: Oliver Schröm, 39, von 1996 bis 1998 stern-Redakteur, und Dirk Laabs, 30, Absolvent der Henri-Nannen-Journalistenschule, seit zwei Jahren in Diensten der "Los Angeles Times".
Schröm und Laabs haben mehr als 40.000 Seiten Unterlagen und teils geheime Dokumente gelesen. Sie recherchierten im Umfeld der Terroristen, befragten Mitarbeiter von Geheimdiensten und Polizeibehörden, studierten Ermittlungsergebnisse und Aussageprotokolle des Untersuchungsausschusses, der in Washington sechs Monate lang versuchte, die Versäumnisse der amerikanischen Geheimdienste und Polizeibehörden aufzudecken. Vor drei Wochen legte der Ausschuss den 800-seitigen Abschlussbericht vor, der auf Druck der CIA und der Bush-Administration in wesentlichen Teilen geschwärzt wurde.
Deutlich lesbar dagegen war der Rüffel an die deutschen Behörden: Wegen "rechtsstaatlicher Hürden" hätten sie islamische Fundamentalisten nur eingeschränkt beobachtet; die deutsche Regierung habe "islamistische Gruppen nicht als Bedrohung empfunden und war unwillig, relevante Ressourcen auf das Ziel anzusetzen".
Das ist weniger als die halbe Wahrheit, wie Schröm und Laabs aufzeigen: Die Verfassungsschützer waren über das Umfeld der Hamburger Terrorzelle gut informiert und überließen ihre Ermittlungsergebnisse bereitwillig der CIA. "Es gab jedoch keinen Rückfluss", bestätigten deutsche Sicherheitskreise dem stern. Die Analysten in Langley, dem CIA-Hauptquartier, waren unfähig, die Mosaiksteine, die eigene Agenten und befreundete Dienste gesammelt hatten, zu einem vollständigen Puzzle zusammenzusetzen. In ihrem Buch "Tödliche Fehler", aus dem der stern vorab in einem Zweiteiler Auszüge veröffentlicht, dokumentieren die Autoren, dass die Anschläge und somit der Tod von über 3000 Menschen hätten verhindert werden können.