Für all die Höhen und Tiefen, Triumphe und Pleiten, Skandale und Errungenschaften, Abstürze und Comebacks von Silvio Berlusconi reicht ein Politikerleben eigentlich kaum aus. Er war Schnulzensänger auf einem Kreuzfahrtschiff, Immobilien- und Medientycoon, Fußball-Funktionär, Parteigründer, Ministerpräsident, verurteilter Steuerbetrüger und trotz aller Eklats und Fauxpas für einige Italiener bis zum Schluss ein Held. "Ich bin der Jesus Christus der Politik", hatte Berlusconi selbst 2006 einmal über sich gesagt. Viele sahen in ihm schlicht den Prototypen eines Populisten. Der ehemalige Ministerpräsident und EU-Kommissar Mario Monti nannte Berlusconi gar einmal den "Vater aller Populisten".

Sehen Sie im Video: Silvio Berlusconi stirbt im Alter von 86 Jahren.
Der "Vater aller Populisten": Silvio Berlusconi führte ein Leben zwischen Erfolgen und Skandalen
Er wurde im Ausland stets belächelt und verspottet, war aber in der Heimat nicht unterzukriegen. "Berlusconismus" - sein politisches Auftreten hatte einen eigenen Namen. Mit einer Mischung aus Opportunismus, Dreistigkeit, Machismus, aber auch einem Gespür für Stimmungen im Land und dem großen Einfluss seiner TV-Sender kam der studierte Rechtswissenschaftler und Selfmade-Milliardär nach oben.
Berlusconi war viermal Regierungschef, insgesamt kam er dabei auf mehr als neun Jahre im Palazzo Chigi - so lange war kein anderer in der italienischen Republik seit 1946 Ministerpräsident. Mit etlichen Skandalen und Justizverfahren besudelte er sich selbst aber das politische Erbe. Vor allem die sogenannte Bunga-Bunga-Affäre rund um Partys mit teils minderjährigen Frauen in seiner Privatvilla wird auch in der Erinnerung der Italiener und im Ausland immer mit dem "Cavaliere" (Ritter) genannten Politiker verbunden bleiben.
Kein anderer hat Italien seit Jahrzehnten so geprägt und verändert wie der eitle, egozentrische und oft peinliche Mann aus Mailand. Am Montag ist Berlusconi im Alter von 86 Jahren in einem Krankenhaus in Mailand gestorben.