Gregor Peter Schmitz stern-Chefredakteur über eine mutige Kollegin und das aktuelle Magazin

Auf dem stern-Titel ist die stern-Autorin Lisa Frieda Cossham zu sehen.
"Mein Herz und ich": Das Cover des neuen stern 
© stern
Viele Menschen leiden an Herzproblemen. Im neuen stern schreibt Autorin Lisa Frieda Cossham offen über dieses persönliche Thema – und landete damit auf dem Cover.

Karl Valentin soll über die Kunst gesagt haben, sie sei schön, mache aber viel Arbeit. Magazin-Machen ist sogar sehr schön, Arbeit macht es auch. Am Ende jeder Produktionswoche fällt uns etwa auf, dass ein Magazin ganz ohne Titelbild nicht erscheinen kann. So ein Cover ist jedoch eine komplizierte Angelegenheit, woran unsere Titel-Beauftragten Frank Dietz und Michel Lengenfelder immer wieder erinnern. Es muss die Menschen in jenen Sekunden anspringen, in denen sie am Kiosk ihre Entscheidungen treffen. Sich für ein Cover fotografieren zu lassen und dann hunderttausendfach in den Geschäften auszuliegen ist also eine ziemlich anspruchsvolle Aufgabe – so sehr, dass wir selten ungelernte Models, etwa aus der Redaktion, zum Cover-Shooting überreden können. Meine Kollegin Lisa Frieda Cossham hat sich getraut, was ein Glück ist. Wir sehen auf dem Titel eine starke, einnehmende Frau, die uns sehr persönlich anspricht, auch weil sie über etwas sehr Persönliches schreibt: ihr Herz. Das schlägt nicht immer so, wie es sollte, Cossham leidet an Herzrhythmusstörungen. Sie hat aufgeschrieben, wie Stress unser wichtigstes Organ gefährdet. Und wie sie lernte, ihres zu schützen und zu stärken. Prädikat: herzschützend und herzerwärmend.

Putin gewinnt Schein-Wahl, Trump spricht von "Blutbad"

Wladimir Putin ist als russischer Präsident wiedergewählt worden, mit rund 87 Prozent der Stimmen. Er wird sich nun wie ein sehr mächtiger Mann fühlen. Aber wie schwach muss im Kern ein Mensch sein, der für sein Ego eine lächerliche Inszenierung wie diese Wahl braucht? Für die gilt das Bonmot von Žarko Petan: "Die Wahlen verliefen demokratisch. Jeder konnte sich zwischen 'Ja' und 'Jawohl' entscheiden." 

Statt der Geschichten, die Putin über sein Russland erzählt, empfehle ich Ihnen die "Geschichten aus der Heimat" des russischen Schriftstellers Dmitry Glukhovsky, die ich gerade lese. Er sagt, nur wenn die Realität in Russland bitterböse beschrieben werde, habe das Land die Möglichkeit, irgendwann wieder frei zu sein. Und das klingt dann so: "Man mag sich heute fragen, wie Russland bloß von einem demokratischen Staat zu einer totalitären, neosowjetischen Diktatur werden konnte. Die Antwort auf diese Frage lautet: Russland ist nie eine Demokratie gewesen und ist auch heute keine totalitäre Diktatur. In Wahrheit ist mein Land in den dreißig Jahren seit dem Zerfall der Sowjetunion stets eine durch und durch korrupte Bananenrepublik gewesen und bis heute geblieben, nur dass es statt Bananen Öl und Gas verkauft und damit den Rest der Welt erpresst. Die Leute, die durch Zufall ans Ruder der Macht gekommen sind, allesamt Versager und absolutes Mittelmaß, haben sich am wunden Euter dieser einst so bedeutenden Weltmacht festgekrallt und sie bis auf den letzten Tropfen gemolken. Und genau diese Günstlinge des Schicksals, diese selbst ernannten Zaren versuchen, sich nun mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verewigen."

Eine Schein-Wahl wie in Russland wird in den USA am 5. November nicht stattfinden. Die Amerikanerinnen und Amerikaner haben eine klare Wahl. Und doch trägt die Abstimmung zwischen Joe Biden und Donald Trump alle Elemente einer Farce, schon weil Trump das wichtigste Wesensmerkmal von Demokratien, den friedlichen Machtübergang, schlicht nicht anerkennen will. Verlieren zu können übersteigt Trumps Vorstellungskraft. Also raunt er von einem "Blutbad", sollte er die Wahl verlieren (auch wenn das ganz harmlos gemeint gewesen sein soll) – und lobt jene Straftäter, die am 6. Januar 2021 das US-Kapitol gestürmt haben, weil sie Trumps frühere Niederlage nicht anerkennen wollten, als politische "Geiseln". Das Schlimmste daran: dass so jemand wieder US-Präsident werden könnte. Und doch, Wegschauen gilt nicht. Wenn Sie also keine Minute dieses denkwürdigen Wahlkampfs verpassen wollen, abonnieren Sie "Inside America", den neuen Newsletter unserer Amerika-Experten.

Lesen Sie aus dem aktuellen stern auch: 

Erschienen in stern 13/2024