Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat schon viele unrühmliche erste Male gerissen. Er war der erste Staatschef in der langen Geschichte der USA, der sich gleich zweimal einem Amtsenthebungsverfahren stellen musste. Er war auch der erste US-Präsident, der einen wütenden Mob anstachelte, das Kapitol zu stürmen. Und nun ist er der erste US-Präsident, der sich nach einer Anklage in einem Strafverfahren wird verantworten müssen.
Am Donnerstag wurde bekannt, dass die zuständige Grand Jury in New York dafür gestimmt hatte, Trump anzuklagen. In dem Fall geht es um Schweigegeldzahlungen an die ehemalige Pornodarstellerin Stormy Daniels. Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen, der sich inzwischen von ihm abgewandt hat und mit den Behörden zusammenarbeitet, hatte Daniels damals 130.000 Dollar bezahlt, damit sie nicht öffentlich über eine angebliche Affäre mit Donald Trump aus dem Jahr 2006 spricht. Trump soll Cohen dafür später kompensiert haben. Schweigegeldzahlungen an sich sind nicht illegal, Trump könnte aber gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung verstoßen haben, weil er das Geld als Anwaltskosten deklariert hatte.
Trump selbst bestreitet eine Affäre, nicht aber, dass Geld geflossen ist. Die Zahlung soll jedoch bewusst falsch abgerechnet worden sein, um ihren Grund zu vertuschen, so die Vorwürfe. Wer ist die Frau im Zentrum des brisanten Falls?
Ex-Pornostar Stormy Daniels
Die 1979 geborene Stormy Daniels heißt mit bürgerlichem Namen Stephanie Clifford. Wie sie US-Medien erzählte, wuchs sie in der Hauptstadt des US-Bundesstaates Louisana auf, Baton Rouge. Zu ihrer Mutter habe sie nie ein gutes Verhältnis gehabt und bereits in der High School damit angefangen, sich durch Jobs in Strip Clubs etwas dazuzuverdienen. Wenig später drehte sie ihre ersten Erotik-Filme als Darstellerin, später auch als Produzentin und Regisseurin.
2006 lernte sie Donald Trump zufällig bei einem Golfturnier am Lake Tahoe kennen und traf sich ihren Angaben zufolge danach mit ihm in einem Hotelzimmer zum einvernehmlichen Sex. Danach will sie noch mehrere Monate Kontakt mit ihm gehabt haben. Nicht lange vor der angeblichen Affäre hatte Trump seine aktuellen Ehefrau Melania geheiratet. Der gemeinsame Sohn Barron war damals erst wenige Monate alt.
Trump bestreitet den Geschlechtsverkehr und spricht von "falschen und erpresserischen Anschuldigungen". Die Schweigegeldzahlungen bestreitet er jedoch nicht. Diese seien kein Schuldeingeständnis und ein durchaus üblicher Vorgang unter reichen und berühmten Menschen, hatte er vor Jahren auf Twitter argumentiert.
Bereits 2011 hatte Daniels dem Klatschmagazin "Intouch" ein Interview zum angeblichen Sex mit Trump gegeben, fünf Jahre später, mitten im US-Wahlkampf, soll sie mit US-Sendern darüber verhandelt haben, ihre Geschichte im TV zu erzählen. Nachdem das Geld floss, gab es ein solches Interview nicht.
Anfang 2018 berichtete das "Wall Street Journal" von den Zahlungen und katapultierte Stormy Daniels in den Fokus der Öffentlichkeit. Sie veröffentlichte ein Buch, in dem sie ausführlich auf das Geschlechtsteil von Trump einging und trat auf mehreren Porno-Messen auf, um sich und ihr Werk zu bewerben. Unter anderem war sie 2018 zu Gast auf der Berliner Venus. Außerdem reiste sie durch zahlreiche US-amerikanische Strip-Clubs auf ihrer sogenannte "Make America Horny Again"-Tour. Eine Anspielung an Trumps berühmten Wahlkampfslogan "Make America Great Again".
In einem Interview mit "60 Minutes" berichtete sie ebenfalls 2018 noch einmal von der angeblichen Affäre mit Trump und sprach davon, dass sie und ihre Tochter einst von einem Fremden auf einem Parkplatz bedroht worden seien und sie sich daher genötigt gesehen habe, die Schweigegeldvereinbarung zu unterzeichnen.
Im selben Jahr beschlagnahmten FBI-Agenten im Büro von Trumps Ex-Anwalt Cohen zahlreiche Dokumente, die auch mit den Zahlungen an Daniels zu tun hatten.
Sie verklagte zwischenzeitlich Donald Trump, weil dieser ihre Äußerungen auf Twitter "Betrug" genannt habe. Gerichte entschieden aber 2020, dass diese Äußerungen von der Meinungsfreiheit in den USA nach dem ersten Verfassungszusatz gedeckt gewesen seien.

Stormy Daniels bedankt sich bei Anhängern
Am Donnerstag hat sich Daniels nach der Anklageerhebung gegen den Trump bei ihren Anhängern für die Unterstützung bedankt. "Ich habe so viele Nachrichten bekommen, dass ich gar nicht antworten kann... ich will auch nicht meinen Champagner verschütten", schrieb sie am Donnerstagabend (Ortszeit) auf Twitter. Sie erhalte auch Anfragen nach Werbeartikeln und Autogrammen. Für den Versand müssten nun ein paar Tage mehr eingeplant werden.
Daniels' Anwalt Clark Brewster sagte dem Sender CNN, sie sei nicht überrascht gewesen angesichts der Anklage, sondern vielmehr erleichtert. "Es ist wirklich ein Kampf gegen seine (Trumps) Ablehnung der Wahrheit und sein Fabrizieren von Geschichten", ergänzte er.
Quellen: DPA, Reuters, "Guardian",