Der konservative Politiker und frühere Konzernchef Lee Myung Bak hat die Präsidentenwahl in Südkorea klar gewonnen. Lee kann nach Prognosen staatlicher und privater Fernsehsender mit 50,3 Prozent der Stimmen rechnen. Auf seinen liberalen Gegenkandidaten Chung Dong Young entfielen 26 Prozent. Lee, der am Wahltag 66 Jahre alt wurde, hat angekündigt, die Wirtschaft anzukurbeln und eine härtere Haltung gegenüber dem kommunistisch regierten Nordkorea einzunehmen. Die Autorität des neu gewählten Präsidenten könnte jedoch durch Betrugsvorwürfe Schaden nehmen, die gegen ihn laut wurden.
Lee in Verbindung zu betrügerischer Investmentfirma
Die Wahlbeteiligung lag mit 60 Prozent zehn Punkte unter der von 2002. Die Wahl Lees beendet eine zehnjährige Ära von Präsidenten aus dem liberalen Lager. Der einstige Bürgermeister von Seoul wird Nachfolger von Präsident Roh Moo Hyun, der nach fünf Jahren im Amt nicht wieder kandidieren durfte. Während des Wahlkampfes hatte Lee, der früher Chef der Hyundai-Gruppe war, in Umfragen komfortabel in Führung gelegen. Tage vor der Wahl kamen Vorwürfe auf, der wegen seiner zupackenden Art auch "Bulldozer" genannte Lee stehe in Verbindung zu einer Investmentfirma, die Anleger um Millionen Dollar betrogen haben soll. Das Parlament setzte deshalb am Montag einen Sonderermittler ein, der seine Arbeit aber nicht vor Lees Amtseinführung am 25. Februar beenden wird. Ein amtierender Präsident kann wegen Betrugsvorwürfen nicht angeklagt werden.
Gegen den Filz, für mehr Wachstum
Lee hat ein Wirtschaftswachstum von sieben Prozent nach zuletzt knapp über vier Prozent angekündigt. Er will Investitionen ausländischer Unternehmen erleichtern und die Verfilzungen unter Großkonzernen aufbrechen, die für die wirtschaftlichen Probleme des asiatischen Landes verantwortlich gemacht werden. Experten halten sein Programm für zu ehrgeizig, da sich Südkorea wachsender Konkurrenz aus China und Japan erwehren muss und die USA als wichtigster Exportmarkt vor einem wirtschaftlich schwierigen Jahr 2008 stehen. Gegenüber Nordkorea will Lee auf stärkere Anstrengungen zum Stopp seines Atomprogramms drängen. Die Regierung Roh hatte dem armen und international isolierten Norden mit Wirtschaftshilfe unter die Arme gegriffen.