Einigen Ländern und Republiken Asiens gehen die Kinder aus. Südkorea gehört dazu, Hongkong, oder auch Taiwan. Seit Jahren bekommen die Familien dort immer weniger und später Kinder, während die Bevölkerung immer älter wird. Eine wirtschaftliche und soziale Herausforderung für die noch junge Demokratie. Und auch aus militärischer Sicht ist die niedrige Geburtenrate ein Problem. Die Spannungen zwischen Taiwan und dem Nachbarn China wachsen stetig – und dem potentiellen Verteidiger würde es dadurch an Streitkräften mangeln.
Um dagegen vorzugehen, schlägt der Präsidentschaftskandidat und Multimilliardär Terry Gou eine Lösung vor, die in Taiwan für Kontroversen sorgt. Gou will neu gegründeten Familien ein gratis Haustier anbieten. So sagte er dem taiwanesischen Fernsehsender Formosa TV zufolge: "Bekommen Sie ein Kind und ich werde dafür sorgen, dass Sie auch noch ein Haustier großziehen dürfen." Haustiere sind in der Inselrepublik beliebt, zeitweise wurden dort mehr Hunde und Katzen angemeldet, als Neugeborene. Allerdings benötigt es für die Haltung eines Haustiers keine Erlaubnis der Regierung.
Regierung in Taiwan kritisiert Idee von Terry Gou
Die Idee wird verhalten aufgenommen. Die amtierende Demokratisch-Progressive Partei (DPP) kritisierte, Gou könne den Druck, der auf frischgebackenen Eltern lastet, nicht nachvollziehen und würde Lebewesen wie materielle Geschenke behandeln. DPP-Politikerinnen wie Wu Szu-yao verwiesen in Interviews auch auf den Tierschutz.
Der Unternehmer wiederum verteidigt seine Idee: "Wenn es in Zukunft überhaupt keine Geburtenrate mehr gibt, wer würde sich dann um unsere pelzigen Freunde kümmern?" Außerdem könne er als möglicher künftiger Präsident das Problem der sinkenden Geburtenrate nicht alleine lösen: "Sie können von mir als Einzelperson nicht erwarten, für jede Kleinigkeit ein vollständiges Konzept vorzulegen. Liebe verbreiten und vervielfältigen: Das ist mein Ziel!"
In Taiwan wird im Januar gewählt. Terry Gou hatte erst vergangene Woche seine Kandidatur angekündigt, er tritt als Unabhängiger an. Der Unternehmer hatte 1974 Foxconn gegründet, einen der größten Apple-Zulieferer und Elektronikproduzenten der Welt. Vor vier Jahren hatte er schon einmal eine Kandidatur für die chinafreundlichen Oppositionspartei Kuomintang angekündigt, scheiterte damals allerdings bereits an den Vorwahlen.
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Familie und Beruf sind in Taiwan schwierig zu vereinbaren
Schon seit Jahren sinkt die Geburtenrate in dem Land. Das liegt unter anderem daran, dass Familie und Beruf dort noch schwieriger zu vereinbaren sind, als in Deutschland. Die Überstundenkultur ist hoch, Kinderbetreuung schwer zu bekommen. Viele berufstätige Frauen heiraten außerdem später und wollen ihr eigenes Geld verdienen, während einige Männer ein traditionelleres Familienbild pflegen und sich vor allem in der Verdienerrolle sehen. Die Vorstellungen über eine Familienleben gehen demnach immer weiter auseinander.
Für Hongkong beispielsweise prognostizieren die Vereinten Nationen für 2023, dass pro Frau gerade einmal 0,77 Kinder geboren werden, in Taiwan sind es 1,15. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Geburtenrate bei 1,46.
Quellen: Formosa, Guardian, National Development Council, Capital