Ein italienisches Gericht hat der Auslieferung von einem der mutmaßlichen Rucksackbomber von London zugestimmt. Großbritannien verdächtigt ihn, an den gescheiterten Anschlägen auf Pendler im Nahverkehrssystem im Juli beteiligt gewesen zu sein. Der in Äthiopien geborene Hamdi Issac solle binnen 35 Tagen ausgeliefert werden, teilte Richter Domenico Massimo Miceli mit. Issac hat nun zehn Tage Zeit, gegen das Urteil Einspruch einzulegen. Der Verdächtige will seiner Anwältin zufolge in die Berufung gehen. Issac wird verdächtigt, gemeinsam mit drei Komplizen am 21. Juli Bombenanschläge auf drei U-Bahnen und einen Bus in der britischen Hauptstadt verübt zu haben. Der auch unter dem Namen Osman Hussein bekannte Mann war am 29. Juli in Italien festgenommen worden und hat bereits eine Beteiligung an den Anschlägen gestanden.
Er habe dabei allerdings nicht töten, sondern London lediglich in Schrecken versetzen wollen, hatte Issac gesagt. Die Anschläge verliefen glimpflich, weil die Sprengsätze nicht richtig zündeten. Bei einer ähnlichen Anschlagsserie zwei Wochen zuvor waren mehr als 50 Menschen getötet worden. Nach einer Berufung Issacs hätte das italienische Kassationsgericht 15 Tage Zeit für ein abschließendes Urteil. Damit könnte Issac den britischen Behörden noch vor Ende September überstellt werden, schneller als von Anwälten zunächst erwartet worden war.
"Keine Chance auf ein faires Verfahren"
"Es gibt keine Möglichkeit, dass er in Großbritannien ein faires Verfahren bekommt", sagte die Anwältin Issacs, Antonietta Sonnessa, vor der Gerichtsentscheidung. Die italienische Staatsanwaltschaft hatte sich dafür eingesetzt, über eine Auslieferung erst später zu entscheiden. Zuvor müssten die britischen Behörden Italien noch weitere Informationen zukommen lassen, sagte der italienische Staatsanwalt Alberto Cozzella. Der Anwalt, der Großbritannien bei den Anhörungen vertritt, sagte dagegen, der britische Haftbefehl gegen Issac enthalte bereits alle notwendigen Informationen.