Terrordrohung Blutbad auf US-Boden

Ein Vermummter, der sich als amerikanisches Al-Kaida-Mitglied bezeichnet, hat auf einem Video ein Blutbad auf amerikanischem Boden angedroht.

Die Straßen Amerikas würden von Blut rot gefärbt sein, sagte der Mann in einer 75-minütigen Botschaft, die am Donnerstagabend vom Fernsehsender ABC ausgestrahlt wurde. Die Authentizität des Videos war zunächst unklar. Aus Geheimdienstkreisen verlautete, es gebe keine konkreten Drohungen, die mit den Aussagen des Mannes übereinstimmten.

Der Vermummte, der sich "Assam der Amerikaner" nennt, lobt die Anschläge vom 11. September, nennt Osama bin Laden seinen Boss und kündigt eine neue Welle von Terrorakten an, mit denen jederzeit gerechnet werden müsse. Der Mann bezeichnete sich als gebürtigen Amerikaner, ließ seinen jetzigen Wohnsitz aber offen. ABC erhielt das Video nach eigenen Angaben von Gewährsleuten in Pakistan, die für Verbindungen zur Taliban und Al Kaida bekannt seien. Schon seit einer Woche prüften Geheimdienstbeamte den Inhalt und versuchten, die genaue Herkunft des Films herauszufinden.

Über das Video hatte zuerst der "Drudge Report" berichtet

Ein ABC-Sprecher erklärte, die Fernsehgesellschaft habe es angesichts der fragwürdigen "Natur" der Aufzeichnung für unverantwortlich gehalten, das Video ungeprüft auszustrahlen - zumal wenige Tage vor der US-Präsidentschaftswahl am 2. November. So hätten interne Untersuchungen des Senders keinen Aufschluss über die Identität des Mannes gegeben, der - wie aus seinem Akzent hervorgehe - entgegen eigener Behauptung kein Amerikaner sei. In der Videoaufzeichnung liege der Kopf des Mannes, der mehrere automatische Waffen trägt, im Dunkeln.

Es sei auch offen, ob es sich um eine tatsächliche konkrete Drohung handele. Der "Washington Post" zufolge spricht der Unbekannte, nach dessen Worten "die Straßen mit Blut überschwemmt sein werden", größtenteils unzusammenhängend vor sich hin. Über Existenz und Inhalt des Bandes hatte trotz Geheimhaltung seitens des Senders zuerst der "Drudge Report" - eine Website für politischen Klatsch - im Internet berichtet, der von einem "Informanten" eine Kopie erhielt. Das hat in Washington Spekulationen über mögliche politische Motive ausgelöst - etwa das bewusste Schüren von Angst vor der Wahl. Vor diesem Hintergrund wurde auch nicht ausgeschlossen, dass es sich um eine Fälschung oder einen sehr üblen Scherz handeln könnte.

Bundeskriminalamt sieht neue Strategie islamistischer Terroristen

Das Bundeskriminalamt (BKA) registriert eine neue Strategie islamistischer Terroristen. Attacken würden nicht mehr von einer Zentrale organisiert, von der die Polizei wisse, "wie sie Anschläge steuert, wie sie tickt", sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke dem Nachrichtenmagazin "Focus". Die Terroristen arbeiteten vielmehr in kleinen Zellen und hätten Kontakt mit Personen aus dem allgemeinkriminellen Milieu.

Diese Strategie bereite der Polizei einerseits Probleme, andererseits stiegen die Chancen der Strafverfolger, Anschlagspläne zu erkennen und zu vereiteln, sagte Ziercke. Kriminelle, die Terroristen unterstützten, hinterließen viele Spuren.

Rasterfahndung: erfolgreichstes Instrument in der Terrorbekämpfung

Der BKA-Chef forderte zugleich einen deutlichen Machtzuwachs seiner Behörde in der Terrorbekämpfung. Zwar wolle er kein deutsches FBI, doch müsse das Bundeskriminalamt in Zukunft präventive Befugnisse erhalten, etwa um "hoch sensible Gefährdungshinweise aus dem Ausland selbst abklären" zu können. Derzeit habe das BKA für die Verhinderung von Anschlägen weniger Befugnisse als die kleinste Polizeistation in Deutschland.

Die Rasterfahndung bezeichnete Ziercke als erfolgreiches Instrument in der Terrorbekämpfung. Das Bundeskriminalamt prüfe ständig, ob es möglich und sinnvoll sei, die Rasterfahndung mit neuen Kriterien auf den Weg zu bringen.