Abu Nidal, einer der berüchtigtsten Führer in der internationalen Terroristenszene, ist nach palästinensischen Angaben tot in einer Wohnung in Bagdad gefunden worden. Zwei ranghohe Vertreter der palästinensischen Autonomiebehörde erklärten am Montag in Ramallah, Nidals Leiche sei am Freitag entdeckt worden. Er habe offenbar mehrere Schussverletzungen erlitten und vermutlich Selbstmord begangen.
Keine Bestätigung
Einzelheiten über den Tod des 1937 in Jaffa als Sabri el Banna geborenen Terroristenführers wurden zunächst nicht bekannt; auch amtliche Bestätigungen gab es vorerst nicht. Sein Tod wurde von seinen Gegnern bekannt gegeben: Mitte der 70er Jahre hatte Abu Nidal sich von der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) Jassir Arafats losgesagt, weil sie ihren Kampf gegen Israel nicht mehr entschieden genug führe. Seitdem verübte Abu Nidals Gruppe auch Anschläge auf führende PLO-Mitglieder.
Unklarheit über Tod
Abu Nidals Sprecher in Libanon, Ghanem Saleh, sagte, er könne nichts zu der Todesmeldung sagen. Der in Nablus lebende Bruder Abu Nidals, Mohammed el Banna, sagte der Fernsehnachrichtenagentur APTN, es sei nicht das erste Mal, dass der Tod seines Bruders gemeldet werde. Er fügte hinzu, dass er seit 38 Jahren nichts mehr von ihm gehört habe.
Keine Stellungnahme
Vom amerikanischen Außenministerium war Abu Nidals Gruppe einmal als »gefährlichste bestehende terroristische Gruppe« bezeichnet worden. Das israelische Außenministerium wollte zu den Meldungen über seinen Tod keine Stellungnahme abgeben und erklärte lediglich, es handele sich um eine innerpalästinensische Angelegenheit.
Ausschlag für Feldzug
1982 hatten Männer Abu Nidals in London den israelischen Botschafter niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Israel machte Arafats PLO für das Attentat verantwortlich und begann den Libanon-Feldzug. Arafat und seine Gruppen wurden in dem Krieg aus dem nördlichen Nachbarland Israels vertrieben.
Gegen alle Fronten
Abu Nidal wechselte nach seinem Bruch mit Arafat oft die Fronten:
Mal suchte er Unterstützung Syriens, Libyens oder Iraks. Attentate ließ er sowohl gegen Juden als auch gegen Palästinenser verüben, die ihn bekämpften.
300 Menschen getötet
Der ehemalige Schullehrer soll einen Erpresserring betreiben, der Millionen von Dollar eingebracht haben soll. Zudem soll er Waffenhändler sein und Mordaufträge von verschiedenen arabischen Unterstützern ausgeführt haben. Seine Anhänger verübten Sprengstoffanschläge auf US-Verkehrsflugzeuge, mähten mit automatischen Waffen Reisende auf Flughäfen nieder, beschossen Cafes und Synagogen und jagten Hotels in die Luft. Seine bekanntesten - wenn auch nicht tödlichsten - Anschläge waren die gleichzeitigen Überfälle auf Schalter der israelischen Fluggesellschaft El Al in Paris und Wien 1985. Dabei wurden am 27. Dezember 18 Menschen erschossen und 120 verwundet. Abu Nidals Gruppe werden seit 1973 Anschläge zur Last gelegt, bei denen in 20 Ländern 300 Menschen getötet und 650 verwundet wurden.