Todesdrohung gegen Christen Reaktionen aus Deutschland

Einhellig verurteilten Politiker und Verbände das Verfahren gegen den Konvertiten Abdul Rahman, 40. Für die FDP sagte Ex-Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger, ab sofort dürfte niemand mehr nach Afghanistan abgeschoben werden.

Das drohende Todesurteil gegen Abdul Rahman hat große Bestürzung und eine Reihe von politischen Forderungen im Westen ausgelöst. Rahman steht in Afghanistan vor Gericht, weil er zum Christentum übergetreten ist. Die strenge Auslegung der Scharia, des islamischen Rechts, sieht für diesen Fall die Exekution vor.

Wie ein Regierungssprecher mitteilte, ließ sich

Kanzlerin Angela Merkel

über den Fall unterrichten. Sie sei besorgt.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte,

Außenminister Frank Walter Steinmeier

habe mit seinem afghanischen Amtskollegen Abdullah Abdullah telefoniert. Afghanistan habe die Menschenrechtskonvention der Vereinten Nationen unterzeichnet und Religionsfreiheit in seiner Verfassung verankert. "Wir gehen davon aus, dass diese Freiheiten nicht nur auf dem Papier stehen", sagte der Sprecher.

Die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, erklärte in Berlin, es reiche nicht aus, sich zu empören. Es müsste nun ein befristetes Verbot für Abschiebungen nach Afghanistan erlassen werden.

Der deutsche

Zentralrat der Muslime

(ZMD) lehnt die Todesstrafe für Rahman ab. "Der Koran untersagt jeden Zwang in Angelegenheiten des Glaubens", teilte der ZMD-Vorsitzende Ayyub Axel Köhler mit. Der ZMD bedauere zwar jeden Abfall vom Islam. "Wir akzeptieren aber auch das Recht, die Religion zu wechseln."

Der Zentralrat der Juden in Deutschland kritisierte das drohende Ureil gegen Rahman scharf. Die Regierung in Kabul sei offenbar dabei, vor religiösen Fundamentalisten zu kapitulieren, erklärte Generalsekretär Stephan J. Kramer in Berlin. Es sei nicht hinnehmbar, wenn einem Mensch nach den islamischen Gesetzen der Scharia der Tod drohe, nur weil er einen anderen Glauben angenommen habe.

Die

Vereinten Nationen

(UN) zeigten sich besorgt. Der UN-Sondergesandte in Afghanistan, Tom Koenigs, sagte am Mittwoch in Kabul, er hoffe, "dass die Angelegenheit keinen Graben zwischen Afghanistan und seinen internationalen Partnern schafft." Das Land habe sich als UN-Mitglied dazu verpflichtet, die Menschenrechte zu achten. Er vertraue darauf, dass sich auch die afghanische Justiz von diesen Prinzipien leiten lasse.

DPA · Reuters
Reuters/DPA