In Ägypten zeichnet sich ungeachtet der Vermittlungsversuche der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton kein Ende des Machtkampfes zwischen Militär und Muslimbrüdern ab. Die Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi kündigten trotz der Gefahr erneuten Blutvergießens weitere Proteste für diesen Dienstag an. Am Montag hatte das Militär erstmals mit Ashton einen hochrangigen Vertreter des Auslands zu dem festgenommenen Präsidenten vorgelassen. Ashton erklärte, sie habe zwei Stunden intensiv mit Mursi diskutiert. Ihm gehe es gut.
"Wir werden jetzt die Proteste ausweiten", kündigte der Sprecher der Muslimbrüder, Gehad al-Haddad, an. Dagegen hatte die von der Armee eingesetzte Interimsregierung die Muslimbrüder aufgefordert, eine Mahnwache mit Tausenden von Anhängern bei einer Kairoer Moschee aufzulösen. Diese haben allerdings angekündigt auszuharren, bis Mursi wieder im Amt ist. Am Samstag waren bei dem vorläufigen Höhepunkt der Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Muslimbrüdern rund 80 Anhänger des Präsidenten erschossen worden.
Pendeldiplomatie von Ashton zwischen beiden Lagern
Ashton hatte mit einer Pendeldiplomatie zwischen Vertretern der Muslimbrüder und der Machthaber versucht, eine Lösung des Konflikts zu finden. Die Vertreterin der EU wird als eine der wenigen Ausländer von beiden Seiten als Mittler akzeptiert. Sie besuchte Mursi am Montagabend. Ihm gehe es gut und er habe Zugang zu Zeitungen und TV, sagte sie am Dienstag.
Mehrere ausländische Staaten drängen die vom Militär gestützten Machthaber, einen Ausgleich mit dem Muslimbrüdern zu suchen und damit das Blutvergießen zu beenden. Die US-Regierung, die das ägyptische Militär finanziell unterstützt, pochte auf das Recht, friedlich zu demonstrieren.
Das Militär hatte Mursi am 3. Juli abgesetzt. Er wird seitdem abgeschirmt von der Öffentlichkeit festgehalten. Ihm werden verschiedene Delikte zur Last gelegt, darunter auch Mord. Mursi ist der erste frei gewählte Präsident Ägyptens seit dem Sturz des früheren Machthabers Husni Mubarak. Allerdings zog sich Mursi die Gegnerschaft der säkular ausgerichteten Opposition zu, die ihn verdächtigte, eine muslimisch-orthodoxen Staat anzustreben und etwa Frauen- und Bürgerrechte aushebeln zu wollen. Nach zunehmend gewalttätigen Protesten gegen Mursi ergriff das Militär die Initiative und putschte.