Türkei Selbstmordattentäter tötet 13 Soldaten - Regierung beschuldigt militante Kurden

Der Terror in der Türkei nimmt kein Ende: Dutzende Tote in Istanbul, wo die Polizei das Ziel des Anschlags ist, und in der Stadt Kayseri sind mindestens 13 Soldaten einem Autobombenanschlag zum Opfer gefallen.

Eine Woche nach dem verheerenden Doppelanschlag von Istanbul sind bei einem Autobombenanschlag in der zentraltürkischen Stadt Kayseri mindestens 13 Soldaten getötet worden. 48 weitere Soldaten seien verwundet worden, teilte das Militär mit. Innenminister Süleyman Soylu sprach bei einem Besuch in Kayseri von insgesamt 55 Verletzten, darunter seien sechs Schwerverletzte.

Autobombe neben Bus gezündet

Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete unter Berufung auf den Provinzgouverneur, ein Selbstmordattentäter habe die Autobombe neben einem Bus mit Soldaten gezündet. Der Sender NTV berichtete, die Soldaten seien in ihrer Freizeit auf dem Weg zum Einkaufen gewesen.

Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Ähnliche Anschläge hat in den vergangenen Monaten vor allem die TAK verübt, eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Die türkischen Behörden verhängten eine Nachrichtensperre.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan teilte mit, das gesamte Land sei im Visier von Terrororganisationen. Die Anschläge gälten nicht nur Soldaten und Polizisten, "sondern allen unseren 79 Millionen Bürgern". Terrorgruppen griffen die Türkei gemeinschaftlich an.

Regierung beschuldigt PKK

Erdogan nahm ausdrücklich Bezug auf die "separatistische Terrororganisation", womit er die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK umschreibt. Alle Terrorgruppen würden "im Geiste der nationalen Mobilmachung" bekämpft werden, kündigte er an. Der stellvertretende Regierungschef und Regierungssprecher Numan Kurtulmus sagte, "derzeit deuten alle Hinweise auf die PKK hin."

Die Verantwortung für den Doppelanschlag in Istanbul mit mindestens 44 Toten - darunter 36 Polizisten - am Samstagabend vergangener Woche hatte die TAK übernommen. Danach hatte Erdogan eine "nationale Mobilmachung" ausrufen und alle Bürger dazu aufgerufen, Verdächtige und potenzielle Unterstützer von Terroristen anzuzeigen.

Kurdenpartei verurteilt HDP

Die pro-kurdische Oppositionspartei HDP verurteilte den Anschlag auf das Schärfste. Nach dem Anschlag von Istanbul hatten die Behörden zahlreiche HDP-Funktionäre festgenommen. Zwölf HDP-Abgeordnete saßen bereits zuvor unter Terrorverdacht in Untersuchungshaft.

Die TAK (Freiheitsfalken Kurdistans) verübt Anschläge in Metropolen wie Istanbul und Ankara. Die PKK beschränkt sich bei ihren Angriffen auf die mehrheitlich kurdische Südosttürkei, in der der Kurden-Konflikt vergangenes Jahr nach dem Zusammenbruch einer Waffenruhe wieder voll entflammt ist.

Europarat fordert Ende der Anschläge

Die Bundesregierung verurteilte den jüngsten Anschlag auf das Schärfste. "Diese perfide Gewalt ist durch nichts zu rechtfertigen", teilte das Auswärtige Amt mit. Der Generalsekretär des Europarats, Thorbjørn Jagland, rief zu einem sofortigen Ende der Terroranschläge auf.

Der Anschlag in Kayseri ereignete sich am Samstag gegen 8.45 Uhr Ortszeit in der Nähe der Erciyes-Universität. Kayseri liegt etwa 300 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Ankara.