Überflugverbot vom Iran Kanzlerin in der Warteschleife

Von Andreas Theyssen, Neu-Delhi
Ihre Minister kamen noch durch, sie wurde gestoppt: Mit der Entscheidung, der Bundeskanzlerin den Überflug zu verweigern, sorgte der Iran für einen Eklat. Das Drama an Bord.

Der Iran hat Bundeskanzlerin Angela Merkel auf beispiellose Weise vor den Kopf gestoßen. Die Kanzerlin befand sich in ihrer Maschine A 340 "Konrad Adenauer" auf dem Weg nach Indien, als ihr das Regime in Teheran plötzlich die zuvor zugesagte Überfluggenehmigung entzog. "So einen Vorfall gab es noch nie", sagte Angela Merkel anschließend.

Gegen 1.40 Uhr deutscher Zeit gelangte die Kanzlermaschine planmäßig in den iranischen Luftraum. Kurz darauf wurde ihr von der Luftverkehrsüberwachung der Weiterflug untersagt. Es liege keine Genehmigung vor, lautete die Begründung.

Gefunden bei...

...#link;www.ftd.de;der Financial Times Deutschland#

Die "Konrad Adenauer" drehte dann zunächst vier Warteschleifen über dem Iran und wich in die Osttürkei aus, wo sie mehr als eine Stunde über dem Van-See kreiste. Der Flugkapitän schaltete zeitweise in der Kabine das GPS-gesteuerte Programm "Airshow" aus, so dass die Passagiere nicht wussten, wo sie sich befanden. An Bord der "Konrad Adenauer" war auch eine Wirtschaftsdelegation, der unter anderem Siemens-Chef Peter Löscher, BASF-Chef Kurt Bock und Lanxess-Vorstandsvorsitzender Axel Heitmann angehören.

Der Sprit war fast alle

Im Cockpit gestalteten sich die Verhandlungen mit den Iranern schwierig. Obwohl Merkels außenpolitischer Berater Christoph Heusgen geweckt worden war und sich eingeschaltet hatte, brachen die Iraner die Gespräche ab. Danach mussten türkische Stellen zwischen Iranern und Kanzlermaschine vermitteln. Schließlich übernahm in Berlin im Auswärtigen Amt Staatssekretärin Haber und handelte eine Genehmigung aus. Das geschah in letzter Minute, da der Sprit der "Konrad Adenauer" zur Neige ging und bereits eine Landung in Ankara erwogen wurde. Die Überfluggenehmigung war wie üblich vor dem Start in Berlin bei den iranischen Behörden eingeholt worden. Dass sie später zeitweise zurückgezogen wurde, ist absolut unüblich. "Sowas ist mir in meiner ganzen Karriere noch nicht passiert", sagte ein älteres Crew-Mitglied der "Konrad Adenauer". Um 3.15 Uhr deutscher Zeit durfte Merkels Jet dann doch wieder in den iranischen Luftraum einfliegen. Das zeitweilige Flugverbot ist umso ungewöhnlicher, als ein zweiter deutscher Regierungs-Airbus, der auf dem Weg nach Neu Delhi war, von den Iranern unbehelligt durchgewinkt wurde. In ihm saßen Innenminister Hans-Peter Friedrich, Verteidigungsminister Thomas de Maiziere, Verkehrsminister Peter Ramsauer und Bildungsministerin Annette Schavan, die wie Merkel auf dem Weg zu den deutsch-indischen Konsultationen waren.

Merkel, die wegen der #link;Atomausstiegsverhandlungen;Atomausstiegsverhandlungen# in der Nacht zuvor lediglich drei Stunden geschlafen hatte, verschlief in ihrer Kabine den Vorfall. In New Delhi kam sie mit mehr als zweistündiger Verspätung an. Ein Vier-Augen-Gespräch mit Premier Manmohan Singh musste wegen des Luftzwischenfalls ausfallen.

FTD