CNN-Interview "Was hätte ich sonst tun sollen?" Ex-Duma-Abgeordneter erzählt, warum er in der Ukraine gegen Russland kämpft

Kämpft gegen Russland in der Ukraine: Der russische Politiker Ilya Ponomarev, hier im März 2017 in Kiew
Lebt seit seiner Verbannung aus Russland in der Ukraine: Der russische Politiker Ilya Ponomarev, hier im März 2017 in Kiew
© Serg Glovny / Picture Alliance
Ilya Ponomarev war von 2007 bis 2016 Mitglied des russischen Parlamentes. Jetzt kämpft er in der Ukraine gegen Russland. Dem US-Sender CNN erzählte er, wie es dazu kam.

Ein ehemaliges Mitglied des russischen Parlamentes kämpft an der Seite ukrainischer Truppen gegen die Invasoren aus Russland. "Was hätte ich unter diesen Umständen sonst tun sollen?", erklärte Ilya Ponomarev, der von 2007 bis 2016 der Opposition in der russischen Staatsduma angehörte, dem US-Sender CNN seinen Schritt. "Als Putins Streitkräfte vorrückten, mussten wir das Land verteidigen. Wir mussten die Hauptstadt verteidigen. Wir mussten die, entschuldigen Sie, wenn ich das sage, aber die Menschlichkeit Europas verteidigen."

Ponomarev lebt seit 2016 in Kiew im Exil. Der Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin war 2014 der einzige von 446 Abgeordneten im Parlament in Moskau, der gegen die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland stimmte. Wenige Monate danach wurde er aus Russland verbannt und seine Abgeordnetenimmunität vor Strafverfolgung wurde aufgehoben.

Ponomarev glaubt, dass Russland den Krieg in der Ukraine verliert

Er sei gewarnt worden, dass er auf einer russischen Abschussliste stehe, aber das habe ihn nicht davon abgehalten, kämpfen zu wollen, berichtete Ponomarev CNN. Viele Menschen zum Beispiel in den Vereinigten Staaten hätten ihm nahegelegt, mit seiner Familie zu fliehen, aber daran denke er gar nicht. "Ich wollte kein ruhiges Leben führen, ich wollte etwas bewirken. Und ich wollte gegen den Opportunismus kämpfen."

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Dass Putin den Krieg gewinnen werde, glaube er nicht, auch wenn der Kreml-Chef möglicherweise versuchen werde, einen "imaginären Sieg" zu erringen. "Die Realität ist, dass er den Krieg verliert. Und ich denke, dass die ukrainische Armee und das ukrainische Volk nicht aufhören werden, bevor die Ukraine wirklich frei sein wird", prognostizierte Ponomarev. "Und ich glaube, das wird sie."

Was die Ukraine jetzt am meisten brauche, sei ein freier Luftraum, sagte der 46-Jährige. Sonst könne die Armee zwar "den Partisanenkrieg, den Guerillakrieg fortsetzen", aber sie könne nicht militärisch vorrücken, da sie dann sofort aus der Luft angegriffen werde. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Nato mehrfach aufgefordert, eine Flugverbotszone über dem Land einzurichten, um die russischen Luftangriffe sowohl auf das Militär als auch auf Zivilisten zu stoppen. Die westlichen Mächte lehnen dies aber ab, weil sie befürchten, es könne einen offenen Konflikt mit Russland auslösen, der sich zu einem Atomkrieg ausweiten könnte.

Während seiner Zeit als Duma-Abgeordneter hatte Ponomarev offen Korruption innerhalb der russischen Regierung angeprangert und war dadurch mit seinen Kollegen und dem Kreml in Konflikt geraten. Im Jahr 2012 gehörte er zu den Anführern regierungskritischer Straßenproteste, die Moskau vor Putins Rückkehr ins Präsidentenamt erschütterten.

Quelle: CNN

mad