Ende Februar marschierten russische Truppen in der Ukraine ein. Die seither kursierenden Bilder des Kriegsgeschehens haben auch in Deutschland bei vielen Menschen den Wunsch geweckt, der Ukraine mit Spenden zu helfen. Wer sich zuletzt nach Hilfsprojekten umsah, stieß möglicherweise auf die Webseite einer angeblichen "Militärischen Stiftung des Präsidenten der Ukraine". Wer sich mit Spenden daran beteilige, könne finanziell profitieren, wurde dort versprochen.
Behauptung: Der ukrainische Präsident betreibe eine Stiftung, die Geldspendern Gewinne verspricht.
Bewertung: Falsch.
Angebliche "Zelensky-Stiftung" – die Fakten
Der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, bezeichnet die angebliche Stiftung als "Fake". Er appelliert an die Deutschen: "Bitte bleiben Sie wachsam und tappen Sie nicht in diese russische Falle." Der Zynismus des Kreml, die Menschen in die Irre zu führen, habe damit eine neue Stufe erreicht, erklärte Melnyk auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Der Botschafter fordert die Polizeibehörden und das Bundeskriminalamt dazu auf, in diesem "besonders boshaften Betrugsfall zügig zu ermitteln und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen".
Der ukrainische Militärgeheimdienst warnte bereits am 11. August 2022 vor einer "Informationskampagne zur Diskreditierung des Präsidenten der Ukraine". In einer Erklärung heißt es, es werde eine "gefälschte Plattform der so genannten "Zelensky-Stiftung" erstellt und veröffentlicht werden", die sich an ausländische Bürger und Institutionen richte. Von dem "Fake-Account" sei nicht nur Deutschland betroffen. Nach Einschätzung des ukrainischen Geheimdienstes steckt die russische Regierung dahinter.
Verstörend, erschreckend und unendlich traurig: Bilder aus sechs Monaten Krieg in der Ukraine
Die inzwischen nicht mehr aufrufbare Online-Präsenz der "Zelensky-Stiftung" offenbarte bei genauerer Betrachtung mehrere Indizien, die für eine Fälschung sprechen. Auf der ansonsten deutschsprachigen Webseite wurde beim Namen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die englische Schreibweise Zelenskyy genutzt – dabei jedoch der letzte Buchstabe unterschlagen.
Auffällig war auch, dass die vermeintliche "Zelensky-Stiftung" offensiv nach persönlichen Daten der Unterstützer fragte. Wer mitmachen wollte, sollte Name, E-Mail-Adresse, Telefonnummer und Telegram-Account angeben. Es fand sich zwar der Satz: "Wir werden Ihre E-Mail niemals an Dritte weitergeben." Was mit den Daten letztendlich passiert, blieb jedoch offen.
Ukraine startete im Mai staatliche Spendenplattform
Bei Investitionen wurde ein Gewinn in Aussicht gestellt. In einem Werbe-Video auf der Seite wurden nicht nur Zertifikate für die Spenden versprochen, sondern auch Gewinne: Wer 20 Euro spende und drei weitere Personen davon überzeuge, das auch zu machen, erhalte 30 Euro. Bei 100 Euro bekomme man nach demselben System 200 Euro zurück, hieß es.
Über diese an Kettenbriefe und sogenannte "Schneeballsysteme" erinnernde Investitionsmöglichkeit berichtete zuerst "t-online.de". Bezahlen konnte man auf der Webseite noch nicht, allerdings war dort unter der Rubrik "Projekt Start" ein Countdown zu sehen, der am 30. September 2022 enden sollte.
Während die Webseite für die angebliche "Zelensky-Stiftung" als auch die dazugehörigen Profile in sozialen Netzwerken erst seit wenigen Tagen online waren, hat die Ukraine bereits Anfang Mai eine staatliche Spendenplattform ins Leben gerufen. Über United24 kann gesondert für die Armee, humanitäre Zwecke oder den Wiederaufbau nach dem Krieg gespendet werden.