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Podcast "Ukraine – die Lage" Militärexperte Mölling beklagt Gleichgültigkeit gegenüber Ukraine-Krieg

Zwei Soldaten der ukrainischen Streitkräfte reinigen das Rohr einer getarnten selbstfahrenden Panzerhaubitze
Zwei Soldaten der Panzerartillerie der 65. mechanisierten Brigade der ukrainischen Streitkräfte reinigen das Rohr einer getarnten selbstfahrenden Panzerhaubitze
© ---/Ukrinform / DPA
Der Sicherheitsexperte Christian Mölling warnt davor, dass der Krieg Russlands gegen die Ukraine in den Hintergrund rückt. Denn das gefährde auch die Sicherheit in Deutschland.

Der Sicherheitsexperte Christian Mölling hat davor gewarnt zu vergessen, dass es in der Ukraine auch um die Sicherheit Deutschlands gehe. "Dieser Krieg ist im Bewusstsein der Leute ganz weit weg", sagte er am Freitag im stern-Podcast "Ukraine – die Lage". Mölling fügte hinzu: "Wir rutschen in so eine Position der Fernsehgucker zurück und sehen gar nicht, dass wir Verantwortung haben für das, was da passiert. Und damit auch für unsere eigene Sicherheit." Der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik erinnerte daran, dass die Nato-Staaten einstimmig festgestellt hätten, ein Krieg auf ihrem Gebiet in Europa sei nicht mehr auszuschließen. Diese existenzielle Bedrohung werde aber nicht ausreichend wahrgenommen. Es mache sich Gleichgültigkeit breit, wo "zwischenzeitlich mal ein Verständnis dagewesen ist, dass die Sicherheit der Ukraine mit der Sicherheit Europas untrennbar verbunden ist". Gerade in der deutschen Debatte habe sich ein Unterton verbreitet, dass ein Verlust der Ukraine – oder von Teilen der Ukraine – zu verkraften sei.

 "Nahezu unerträglich, dass die Europäer jetzt die Hände wieder in die Hosentaschen stecken"

Ausdrücklich schloss Mölling die Bundesregierung und das Kanzleramt in seine Kritik ein. Die wesentlichen Sicherheitsberater des Kanzlers hätten offensichtlich nicht ganz verstanden, was die Feststellung der Nato bedeute, dass Krieg auf dem europäischen Bündnisgebiet wieder denkbar sei. "Das macht mir tatsächlich Sorgen", sagte er. "In Teilen der Regierung ist man der Ansicht, dass man alles tut, was man tun muss, aber im Grunde jetzt alle einsehen müssen, dass man doch sowieso irgendwann verhandeln muss und man dann auch die Taurus nicht mehr liefern muss". Wie beim Marschflugkörper Taurus sei auch bei der extrem wichtigen Artilleriemunition die Versorgung der Ukraine aus dem Westen unzureichend. Mölling verwies darauf, dass 40 Prozent der aus Europa stammenden Artilleriemunition nicht in die Ukraine, sondern in andere Staaten exportiert würden. Es sei "nahezu unerträglich, dass die Europäer jetzt die Hände wieder in die Hosentaschen stecken und sagen: Sorry, wir konnten halt nicht liefern".

Der Sicherheitsexperte forderte, dass die Lieferzusagen an die Ukraine eingehalten würden, auch wenn dies mehr Geld koste, als zunächst eingeplant. "Zeit ist kritischer als die Kosten", betonte Mölling. Wenn für Lieferungen an die Ukraine andere Abnehmer nicht bedient werden könnten und dadurch Vertragsstrafen anfielen, müssten diese eben bezahlt werden. Es gehe darum, klare Prioritäten zu setzen. Stattdessen werde "mental zwei, drei Gänge runtergeschaltet".

rw

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