
Wladimir Putin: Lange galt der russische Präsident als kühl kalkulierender Taktiker und rücksichtsloser Stratege. Ein Image, das mit seiner Invasion in die Ukraine verschwinden wird. Freilich: Der Zeitpunkt des Einmarsches war geschickt gewählt. Über Jahre hatten seine Cyberkrieger systematisch Keile in die Gesellschaften der von ihm verhassten Nato-Staaten getrieben. Dann lähmten die Corona-Pandemie und zeitgleich Lieferkettenprobleme die globale Wirtschaft. Aus Putins Sicht muss das der perfekte Moment gewesen sein, um ungestört seinem Imperialismus frönen können. Doch der Kremlchef hat sich verkalkuliert. Weder war die Ukraine leichte Beute, noch der Westen ein feiger, zerstrittener Haufen. Schlimmer noch für ihn: Der Krieg macht ihm und der ganzen Welt deutlich, dass Russland nicht einmal mehr auf die "legendäre" russische Armee zählen kann – sein letztes Ass im globalen Machtpoker. "Für diejenigen, die von Putins Aggression bedroht sind, ist das eine Erleichterung", so der "Economist". Doch es bleibe ein erheblicher Wermutstropfen: Russland ist immer noch Atommacht Nummer eins.
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