Hinter der Front liefern sich Russland und die Ukraine einen Wettlauf um die Bereitschaft zur nächsten Offensive, sagt Brigadegeneral Christian Freuding. Der Leiter des Ukraine-Stab im Verteidigungsministerium schätzt auch die aktuelle Situation der Bundeswehr ein.
Krieg in der Ukraine "Russen können so noch bis Jahresende weiterkämpfen": Brigadegeneral Freuding schätzt Lage hinter der Front ein

Sehen Sie im Video: Brigadegeneral Christian Freuding schätzt die aktuelle Lage in der Ukraine ein.
Auf dem Gefechtsfeld könne man aktuell noch keine Vorbereitung für eine Offensive erkennen, sagt Christian Freuding, Brigadegeneral und Leiter des Ukraine-Stab im Verteidigungsministerium. Um Bachmut und Soledar gebe es harte Verteidigungskämpfe, an den anderen Abschnitten sei es eine statische Gefechtsführung. Das heiße aber nicht, dass dort nichts passiert, dort würden auch Artillerieduelle und Aufklärungsoperationen stattfinden. Aber der Fokus aktuell liege klar auf Bachmut und Soledar. Die Wagner-Gruppen versuchen dort den Durchbruch zu erzielen. Das passiere aber nicht mehr nur aus einer militärischen Logik heraus , sondern es gehe dort auch um Symbolik – wer hat die stärksten Kräfte. Auch für die Ukrainer ist Bachmut von großer symbolischer Bedeutung, das wurde ihm bei seinem kürzlichen Besuch in Kiew immer wieder gesagt.
Klar sei aber trotzdem, dass beide Seiten in den nächsten Wochen in die Offensive kommen wollen, zumindest dort, wo sie örtlich überlegen sind.
"Wir sehen, dass auf russischer Seite Vorbereitungen getroffen werden, die Mobilisierung im Prinzip schleichend vorangeht, wir sehen, dass Munitionsbestände aufgefüllt werden. Wir sehen, dass aus Depots in Russland, aber auch aus Belarus versucht wird Gerät wieder so herzustellen, dass es eingeführt werden kann", sagt Freuding. Das sei auch ein Wettlauf, wer eher bereit ist.
Unklar, wo Russland Angriff startet
Wo genau ein russischer Angriff gestartet werde, das wisse man noch nicht. Die Anstrengungen der Russen sind nach wie vor in der Ostukraine und würden dort auch bleiben. "Bei all dem, was in Belarus passiert, das sind vor allem Ausbildungsanstrengungen, das sind ganz aktuell auch Luftwaffenübungen. Wir können daraus nicht ableiten, dass nun wirklich aus Belarus heraus Offensivoperationen wird erwarten können." Das geben auch die politische Lage dort nicht her.
Russland habe trotz Nachschubbemühungen logistische Herausforderungen. "Russland ist auf diese Ausdehnung der Front nicht eingestellt. Russland hat keine mobilen Logistiktruppen in dem Sinne, weil sie sich über Jahrzehnte immer auf ein sehr gut ausgebautes Schienennetz ausschließlich verlassen haben." Die Nachproduktion gelinge bei einfach herzustellender Munition wie z.B. Artilleriekaliber. Bei komplizierten Herstellungsverfahren wie z.B. Lenkflugkörper und Raketen sei es aber schwieriger. Deshalb sei auch die Artilleriemunition, die verschossen wird, reduziert worden. "Auf dem Höhepunkt der russischen Offensivoperation im Donbass – so Mai, Juni, Juli – da haben wir von einem Verbrauch an russischer Artilleriemunition von bis zu 60.000 Schuss am Tag annehmen müssen. Das hat man drastisch reduziert. Die aktuellen Operationen sprechen davon, dass die Russen noch ungefähr 20.000 Schuss Artilleriemunition pro Tag verbrauchen."
Würde dieser Verbrauch beibehalten, seien die russischen Operation mit normal-kalibriger Munition sicher noch bis Ende 2023 durchzuhalten.
Soldaten aus der Ukraine in Deutschland zur Ausbildung
Die Russen seien lernfähig, das sagen auch die Ukrainer ihm. Aber die flexible Operation sei für die Russen schwierig, weil viele Leute zwangsrekrutiert wurden und die Ausbildungszeiten kurz seien. Das habe etwas mit dem Auftragsverständnis und der inneren Organisation der Streitkräfte zu tun, wo die Russen "massive Defizite" haben.
Es gebe zwar Zahlen dazu, wie viele Kampfpanzer die Russen hätten, das werde aber nicht öffentlich diskutiert. Was man aber nicht wisse, ist, wie einsatzbereit sie wirklich sind. Deshalb könne man nicht mathematisch berechnen, ob die Kampfpanzer, die jetzt aus dem Westen geliefert werden, gegenüber den russischen Panzern reichen. Es hänge auch davon ab, wie gut die Ukrainer sie einsetzen können, dafür werde auch in Deutschland ausgebildet.
Wir müssen jetzt schneller werden, Lücken zu füllen, die durch Panzerlieferungen an die Ukraine entstehen. Die Bundeswehr sei in dieser sicherheitspolitischen Lage von hoher Bedeutung für uns. Bisher war die Produktion eines Kampfpanzer quasi eine Manufaktur, er ist hoch technologisiert. "Wenn wir heute bestellen würden – nach den heutigen Maßstäben – wären das 24 bis 36 Monate." Diese Nachproduktion soll jetzt verkürzt werden, dazu sei der Verteidigungsminister im Austausch mit der Industrie. Neben der Verkürzung von Lieferketten für Bauteile, müsse auch ein bestellsicherer Kunde für die Industrie werden. Jeden Tag werde nicht nur an der Ausstattung, sondern auch an der Ausbildung der Bundeswehr gearbeitet.
Dass die Wehrpflicht wiederkommen könnte, damit rechnet er aktuell nicht. Vielmehr müsse die jetzige Struktur einsatzbereit gemacht werden.
Nele Balgo spricht mit Brigadegeneral Christian Freuding, Leiter Sonderstab Ukraine im Verteidigungsministerium.
Auf dem Gefechtsfeld könne man aktuell noch keine Vorbereitung für eine Offensive erkennen, sagt Christian Freuding, Brigadegeneral und Leiter des Ukraine-Stab im Verteidigungsministerium. Um Bachmut und Soledar gebe es harte Verteidigungskämpfe, an den anderen Abschnitten sei es eine statische Gefechtsführung. Das heiße aber nicht, dass dort nichts passiert, dort würden auch Artillerieduelle und Aufklärungsoperationen stattfinden. Aber der Fokus aktuell liege klar auf Bachmut und Soledar. Die Wagner-Gruppen versuchen dort den Durchbruch zu erzielen. Das passiere aber nicht mehr nur aus einer militärischen Logik heraus , sondern es gehe dort auch um Symbolik – wer hat die stärksten Kräfte. Auch für die Ukrainer ist Bachmut von großer symbolischer Bedeutung, das wurde ihm bei seinem kürzlichen Besuch in Kiew immer wieder gesagt.
Klar sei aber trotzdem, dass beide Seiten in den nächsten Wochen in die Offensive kommen wollen, zumindest dort, wo sie örtlich überlegen sind.
"Wir sehen, dass auf russischer Seite Vorbereitungen getroffen werden, die Mobilisierung im Prinzip schleichend vorangeht, wir sehen, dass Munitionsbestände aufgefüllt werden. Wir sehen, dass aus Depots in Russland, aber auch aus Belarus versucht wird Gerät wieder so herzustellen, dass es eingeführt werden kann", sagt Freuding. Das sei auch ein Wettlauf, wer eher bereit ist.
Unklar, wo Russland Angriff startet
Wo genau ein russischer Angriff gestartet werde, das wisse man noch nicht. Die Anstrengungen der Russen sind nach wie vor in der Ostukraine und würden dort auch bleiben. "Bei all dem, was in Belarus passiert, das sind vor allem Ausbildungsanstrengungen, das sind ganz aktuell auch Luftwaffenübungen. Wir können daraus nicht ableiten, dass nun wirklich aus Belarus heraus Offensivoperationen wird erwarten können." Das geben auch die politische Lage dort nicht her.
Russland habe trotz Nachschubbemühungen logistische Herausforderungen. "Russland ist auf diese Ausdehnung der Front nicht eingestellt. Russland hat keine mobilen Logistiktruppen in dem Sinne, weil sie sich über Jahrzehnte immer auf ein sehr gut ausgebautes Schienennetz ausschließlich verlassen haben." Die Nachproduktion gelinge bei einfach herzustellender Munition wie z.B. Artilleriekaliber. Bei komplizierten Herstellungsverfahren wie z.B. Lenkflugkörper und Raketen sei es aber schwieriger. Deshalb sei auch die Artilleriemunition, die verschossen wird, reduziert worden. "Auf dem Höhepunkt der russischen Offensivoperation im Donbass – so Mai, Juni, Juli – da haben wir von einem Verbrauch an russischer Artilleriemunition von bis zu 60.000 Schuss am Tag annehmen müssen. Das hat man drastisch reduziert. Die aktuellen Operationen sprechen davon, dass die Russen noch ungefähr 20.000 Schuss Artilleriemunition pro Tag verbrauchen."
Würde dieser Verbrauch beibehalten, seien die russischen Operation mit normal-kalibriger Munition sicher noch bis Ende 2023 durchzuhalten.
Soldaten aus der Ukraine in Deutschland zur Ausbildung
Die Russen seien lernfähig, das sagen auch die Ukrainer ihm. Aber die flexible Operation sei für die Russen schwierig, weil viele Leute zwangsrekrutiert wurden und die Ausbildungszeiten kurz seien. Das habe etwas mit dem Auftragsverständnis und der inneren Organisation der Streitkräfte zu tun, wo die Russen "massive Defizite" haben.
Es gebe zwar Zahlen dazu, wie viele Kampfpanzer die Russen hätten, das werde aber nicht öffentlich diskutiert. Was man aber nicht wisse, ist, wie einsatzbereit sie wirklich sind. Deshalb könne man nicht mathematisch berechnen, ob die Kampfpanzer, die jetzt aus dem Westen geliefert werden, gegenüber den russischen Panzern reichen. Es hänge auch davon ab, wie gut die Ukrainer sie einsetzen können, dafür werde auch in Deutschland ausgebildet.
Wir müssen jetzt schneller werden, Lücken zu füllen, die durch Panzerlieferungen an die Ukraine entstehen. Die Bundeswehr sei in dieser sicherheitspolitischen Lage von hoher Bedeutung für uns. Bisher war die Produktion eines Kampfpanzer quasi eine Manufaktur, er ist hoch technologisiert. "Wenn wir heute bestellen würden – nach den heutigen Maßstäben – wären das 24 bis 36 Monate." Diese Nachproduktion soll jetzt verkürzt werden, dazu sei der Verteidigungsminister im Austausch mit der Industrie. Neben der Verkürzung von Lieferketten für Bauteile, müsse auch ein bestellsicherer Kunde für die Industrie werden. Jeden Tag werde nicht nur an der Ausstattung, sondern auch an der Ausbildung der Bundeswehr gearbeitet.
Dass die Wehrpflicht wiederkommen könnte, damit rechnet er aktuell nicht. Vielmehr müsse die jetzige Struktur einsatzbereit gemacht werden.
Nele Balgo spricht mit Brigadegeneral Christian Freuding, Leiter Sonderstab Ukraine im Verteidigungsministerium.
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