Mehrere Explosionen auf der Krim zerstören kurz nacheinander einen Flugplatz, ein Munitionsdepot und ein Umspannwerk. Russische Urlauber verlassen in Panik die von Russland annektierte Halbinsel. stern-Militärexperte Gernot Kramper erklärt, was hinter den Explosionen steckt und welche Wirkung sie auf Putins Regime haben.
Analyse
Zerstörung auf Halbinsel Was bedeuten die Krim-Explosionen für Putin? stern-Experte erklärt den ukrainischen Kampf hinter den Linien

Gernot Kramper (stern) Auf jeden Fall steckt die Ukraine dahinter. Ansonsten sind diese Häufung ja vollkommen unwahrscheinlich. Wenn ein Munitions-Stapel getroffen ist, geht nicht nur dieser Stapel kaputt, sondern mit etwas Glück oder in aller Wahrscheinlichkeit setzt der dann eben weitere Explosionen und Brände frei in diesem Lager, bis das mehr oder minder alles zerstört ist. Und das hat gewaltige politische Auswirkungen, auch für das Putin-System.
Hendrik Holdmann (stern) Auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim gab es mehrere Explosionen. Ein Militärflugplatz, ein Munitionslager und ein Elektrowerk wurden zerstört. Steckt die Ukraine hinter diesen Angriffen?
Gernot Kramper (stern) Ja, das steckt sie auf jeden Fall. Es gibt ja so dieses Narrativ aus Russland, dem die Ukraine auch nicht so richtig widerspricht, als würden das so Pannen sein oder Sabotage oder Unachtsamkeiten, und da muss man auch sagen, das kann im Einzelfall sicherlich auch mal passieren – gerade im ehemaligen Ostblock hat zu Munitionslager immer gerne auch mal Schlampereien gegeben, die man sich hinterher so kaum vorstellen kann. Aber natürlich nicht in dieser Häufung. Das ist ganz ausgeschlossen. Wie diese Angriffe im Einzelnen durchgeführt werden, da gibt es verschiedene Theorien zu. Und das ist auch schwer zu erklären oder festzustellen. Also ich will mal so sagen, wenn ein Munitionslager explodiert, dann gibt es in diesem Feld oder auf diesem Flugplatz eben viele Einschlagspuren. Aber es ist nicht so einfach zu sagen: Ist da eine Rakete eingeschlagen oder kommt das jetzt aus diesem Lager? Das ist einfach klar, mag es Experten geben. Aber man muss auch sagen, da gibt es dann noch so viele Experten wie auch Meinungen dazu. Es sind also zwei Sachen möglich. Das eine ist das, dass die Ukraine weitreichende Raketen einsetzt. Die könnten sogar eigener Produktion sein, weil die sind zwar nicht so präzise, aber Munitionslager, das sind relativ große Lager. Die sind natürlich ein sehr dankbares Ziel, weil wenn ein Munitionsstapel getroffen ist, geht nicht nur dieser Stapel kaputt, sondern mit etwas Glück oder in aller Wahrscheinlichkeit setzt er dann eben weitere Explosionen und Brände frei in diesem Lager, bis das mehr oder minder alles zerstört ist. Also es ist etwas anderes als würde man jetzt Beton-Strukturen zerstören. Da hast du praktisch nur die primäre Wirkung eines Einschlags und da passiert ja nicht viel weiter. Aber das brennt dann eben so ab. Andere Möglichkeit ist aber auch, dass das Kommando-Truppen sind, die sehr geschickt mit Drohnen operieren. Das wäre zum Beispiel eine Möglichkeit, weil so eine Drohne, auch eine Landwirtschafts- oder eine schwerere Landwirtschaftsdrohne transportiert jetzt ja keinen großen Sprengkopf, sondern da ist zwischen 20 und 50 Kilo dann aber auch wirklich mal Schluss. Und die ist aber natürlich in der Lage, wenn man sie jetzt sehr gezielt auf Munitiosstapel steuert, dann hat man, dann ist das nicht ein Lucky-Shot, wenn man so will, sondern das muss nicht unbedingt funktionieren. Dann hat man eine große Wahrscheinlichkeit, einen sehr großen Schaden anzurichten, indem man praktisch die Munition, die man mit der ersten Explosion in Brand setzt, oder zur Explosion bringt, dass man das mit nutzt für diesen Effekt. Also auf jeden Fall steckt die Ukraine dahinter. Ansonsten sind diese Häufung ja vollkommen unwahrscheinlich oder so also man kann jetzt praktisch gibt ja manchmal Meldungen, dass praktisch jeder Brand irgendwo in Russland denn dazu ein Zusammenhang gezogen wird. Dann muss man eben sagen, das ist auch ein großes Land, da passieren auch so Unfälle und da würde ich nicht so weit gehen. Aber hier auf der Krim, klar ist das die Ukraine.
Hendrik Holdmann (stern) Wie stark treffen diese Angriffe Russland? Was ist die Wirkung?
Gernot Kramper (stern) Das eine ist praktisch die direkte Wirkung, das andere ist die politische Wirkung. Also die direkte Wirkung ist natürlich sehr deutlich spürbar. Auf diesem Flugplatz sind fast zehn Flugzeuge zerstört worden, sieben oder neun, glaube ich. Also vielleicht sogar noch mehr. Es kommt jetzt auch nicht auf das eine drauf an. Das ist aber jedenfalls nicht, dass da nur mal ein Flugzeug beschädigt worden sind. Die sind einfach weg. Und man muss sich ja nur angucken, wie viele Flugzeuge unsere Bundeswehr hat. Es ist ja nicht mehr so, dass Länder auch Russland nicht Flugzeug Flotten von 2000 Einheiten haben oder so, das ist also auf jeden Fall klar bemerkbar. Diese Lager und andere Sachen, das sind auch große Lager, das macht sich sicherlich auch bemerkbar, also wenn ja, schon häufiger Lager und Munitionslager in Brand gesteckt. Aber on the long run kann man nicht sehen können, dass den Russen die Munition ausgeht. Das muss man auch mal so sagen. Und ich habe ja auch schon mal oder häufiger gesagt, dass wir nicht vergessen dürfen, dass die Russen jeden Tag auch Fernwaffen und Luftwaffe einsetzen und derartige Lager auf der ukrainischen Seite eben auch zerstören. Das mögen jetzt vielleicht nicht so gewaltig Explosionen sein, es mögen vielleicht auch nicht zehn Flugzeuge auf einmal sein, die da recht sorglos nebeneinander geparkt worden sind, anstatt dass man sie in irgendwelche Shelter verbringt oder so etwas. Gut das mag alles sein. Aber nichtsdestotrotz: Munitionslager verschwinden auch auf ukrainischer Seite. Viel wichtiger ist, glaube ich an diesen Fällen, die politische Wirkung, die damit verbunden ist, aus Russlands Sicht und auch sicherlich nicht nur aus Putins und des Kremls Sicht und auch aus der Bevölkerung ist die Krim annektiert und gehört jetzt so zu Russland. Das ist wie ihr Heimatland, da machen die Leute auch gerne Urlaub. Das ist ja auch subventioniert. Andere Länder sind ja auch schwierig geworden. Jetzt wird im Kreml ja immer verkauft, das sei so eine Spezial-Operation, wo man sich nicht so richtig was vorstellen kann, aber auf jeden Fall nicht so ein richtiger Krieg. Also irgendwie etwas da drunter. Das Modell haben die Russen auch nicht erfunden, das machen wir ja auch, das nicht mehr den Krieg erklärt wird. Aber wie dem auch sei, du machst da jetzt aber mal Urlaub und dann sind das ja gewaltige Explosion – wirklich mit einem riesigen Krater und einer Wolke mit in den Himmel gehen. Das ist ja richtig so ein Pilz, der sich da ergibt. Das ist natürlich ein unglaublicher Schock. Und Bilder hatten ja auch dazu geführt, dass die Brücke zur Krim den Besucherrekord geschlagen hat, weil die Leute sofort alle zurückgereist sind. Weil sie natürlich einen Schock bekommen haben. Weil du bist da am Strand und es ist den Leuten nicht so nah geworden. Und auf einmal ist ihnen klar geworden, wie nahe das alles ist, dass die ganze Situation auf der Krim vielleicht doch nicht so stabil ist, wie sie gedacht haben. Und das hat gewaltige politische Auswirkungen, auch für das Putin-System. Zusammenfassung: Es hat starke militärische Auswirkungen, insbesondere der Verlust der Jets und aber es hat vor allen Dingen Erschütterung dieses Putin-Narrativs und der Sicherheit, die er in seinem Land verspricht.
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