Podcast "Ukraine – die Lage" Militärexperte Mölling: Britische Raketen werden den Krieg verändern

Ukraine Lage Mölling Storm Shadow
Eurofighter mit "Storm Shadow" bei der Farnborough International Airshow
© Malcolm Park / Picture Alliance
Die von Großbritannien gelieferten Marschflugkörper werden nach Einschätzung des Militärexperten Christian Mölling den Ukraine-Krieg verändern. Mit den "Storm Shadow"-Raketen sind russische Nachschubwege erreichbare Ziele.

Von Großbritannien gelieferte Marschflugkörper mit größerer Reichweite werden nach Einschätzung des Militärexperten Christian Mölling den Krieg in der Ukraine verändern. Mölling sagt im stern-Podcast "Ukraine – die Lage", mit den Cruise Missiles vom Typ "Storm Shadow" könnten die Ukrainer die Nachschubwege der Russen, insbesondere Eisenbahnstrecken, angreifen. Das werde die Versorgung der Truppen mit Munition, Treibstoff und Verpflegung erschweren und so die Erfolgsaussichten der ukrainischen Offensive verbessern. "Es ist auch ein Krieg der Logistik", so der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.

"Storm Shadow" kann Krim treffen

Zudem könnten mit den Raketen, deren Lieferung die britische Regierung am Donnerstag bestätigt hat, auch Ziele auf der Krim getroffen werden. "Russland muss sich gegen diese Bedrohung schützen", sagt Mölling, das ändere die gesamten Kalkulationen.

Die Marschflugkörper haben eine Reichweite von über 250 Kilometern – und gehören damit zu einer Kategorie von Waffen, um die die Ukraine sich seit langem bemüht. Der Westen reagierte auf den Wunsch jedoch lange sehr zurückhaltend, da eine Eskalation des Konflikts befürchtet wurde, wenn mit den Raketen auch Ziele in Russland angegriffen werden.

Raketen allein entscheiden nicht den Krieg

Mölling sieht zwar eine klare Veränderung der Perspektiven für die erwartete ukrainische Offensive. Er macht aber zugleich deutlich, dass die Raketen allein den Krieg nicht entscheiden würden. "Das ist auch keine Wunderwaffe", sagt er. Die Cruise Missiles erreichten eine Geschwindigkeit von unter tausend Stundenkilometern. Es sei durchaus möglich, sie abzuschießen. Zudem sei unklar, wie viele Systeme Großbritannien bereitstelle. 

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Mölling wertet die ukrainischen Erfolge im lange umkämpften Bachmut als eher lokale Ereignisse. Sie seien "kein Teil der großen koordinierten Offensive". Vielmehr nutzten die Ukrainer "die Gelegenheiten, die die Russen bieten". Geländeverluste seien aber politisch heikel, da Bachmut eine so hohe symbolische Bedeutung erlangt habe.

Spannungen im Kreml?

Als potenzielle Gefahr für die Macht von Präsident Wladimir Putin nennt Mölling Spannungen zwischen den Teilen seines Herrschafts- und Gewaltapparats – also etwa zwischen den privaten Söldnertruppen, der regulären Armee und Geheimdiensten. "Wenn diese Balance außer Kontrolle gerät, dann könnte es tatsächlich auch für Putin eng werden", so Mölling.

nik