"Ukraine – die Lage" Experte zu Kampfpanzer-Lieferungen: Joe Biden muss den Kanzler an die Hand nehmen

Ein Leopard 2 Panzer fährt mit Tannengrün getarnt durchs Gelände
Deutsche Panzer vom Typ "Leopard 2" könnten der Ukraine gegen den russischen Angriff nützen
© Moritz Frankenberg / DPA
Der Sicherheitsexperte Christian Mölling sieht die Bundesregierung zunehmend unter Druck, Leopard-Kampfpanzer in die Ukraine zu liefern – auch wegen der Signalwirkung für die europäischen Partner.

Der Sicherheitsexperte Christian Mölling sieht die Bundesregierung zunehmend unter Druck, Leopard-Kampfpanzer in die Ukraine zu liefern. Im stern-Podcast "Ukraine – die Lage" sagte Mölling am Dienstag, alle europäischen Länder, die über Leopard-Panzer verfügten, schauten nach Berlin. Die Position der Bundesregierung sei auch wichtig, weil eine Exporterlaubnis die Voraussetzung sei, damit die Partnerländer Panzer aus deutscher Produktion an die Ukraine geben könnten. "Der Druck auf Deutschland wird permanent steigen", sagte der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Zugleich gebe es das Bemühen, "nicht die europäische Einigkeit über diese Kampfpanzerthematik in Flammen aufgehen lassen". Eine Lösung sei eigentlich nur durch die Unterstützung der Amerikaner denkbar, die auch schon mit eher symbolischen Lieferungen von Kampfpanzern eine Wende in der deutschen Haltung ermöglichen könnten. Dazu sagte Mölling: "Es geht nur, wenn der Kanzler an die Hand genommen wird von Joe Biden."

Donbass Hauptziel der russischen Armee

Nach Möllings Einschätzung werden die russischen Kräfte ihre Bemühungen auf den Donbass konzentrieren, der bereits seit über acht Jahren zu großen Teilen von prorussischen Separatisten kontrolliert wird. "Man muss mindestens das nach Hause bringen, was man seit 2014 versucht zu kriegen", sagte er zu den Kriegszielen Moskaus. Hinzu komme, dass bei den Kämpfen in der Region Bachmut auch ein Konkurrenzkampf zwischen den Wagner-Söldnertruppen und regulären Einheiten deutlich werde, in dem keine Partei zurückstecken wolle. "Insgesamt zeigt das eher die innenpolitische Situation", sagte Mölling. "Bachmut ist nicht der Triggerpunkt, der diesen Krieg entscheidet"

Russische Truppen immer schlechter

Die russische Führung setzte auf eine hohe Zahl von Soldaten, um die schwindende Kampfkraft und Qualität der einzelnen Einheiten auszugleichen. Auf der anderen Seite erhalte die Ukraine westliche Waffen, die extrem gut sind, aber allein noch nicht den Sieg bringen. "Auch da muss der menschliche Faktor eingerechnet werden", sagte Mölling. "Man muss fähig sein, Menschen und ihr Vorgehen zu organisieren." Dies gelinge der Ukraine. Die Qualität sei "nicht nur bei den Waffensystemen da, sondern auch bei der Operationsführung".

tkr