Im Atomstreit mit dem Westen zeigt sich der Iran unnachgiebiger denn je. Das Atomprogramm lässt sich nach den Worten des geistlichen Führers des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, nicht aufhalten. "Nichts, und keine Hürde, kann die Atomarbeit des Irans aufhalten und sie sollte entschieden und ernsthaft vorangetrieben werden, trotz des Wirbels des Westens", sagte Chamenei bei einem Treffen mit Vertretern der iranischen Atombehörde am Mittwoch.
Inspekteure der internationalen Atomenergiebehörde IAEA hatten kurz zuvor ihre jüngste Mission im Iran für gescheitert erklärt. Das Land hatte den Experten den Zugang zu einer militärischen Anlage verweigert.
Der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel seines zivilen Atomprogramms am Bau einer Bombe zu arbeiten. Nach Erkenntnissen der IAEA haben iranische Wissenschaftler zumindest bis 2010 die Entwicklung eines nuklearen Sprengkörpers vorangetrieben. Teheran hat Fragen der Atomenergiebehörde dazu nicht beantwortet und eine mögliche militärische Dimension seines Atomprogramms stets bestritten.
Westerwelle spricht von "unverantwortlichem Kurs"
Der Iran wolle keine Atomwaffen, sagte Chamenei. Ein Atomwaffenprogramm sei "gegen unseren Glauben. Wir betrachten Atomwaffen als eine große Sünde", so das geistliche Oberhaupt des Iran. Die internationale Gemeinschaft wisse dies, so Chamenei. Die Atomfrage sei nur ein "Vorwand" für die Sanktionen gegen den Iran. "Das Hauptproblem ist die Unabhängigkeit und der Widerstand des Iran und dass wir diese Position beibehalten und andere Länder dies sehen", sagte der Ajatollah.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle appellierte an andere Staaten, sich den bereits beschlossenen Sanktionen der Europäischen Union (EU) gegen den Iran anzuschließen. Zugleich forderte er die Führung in Teheran auf, ihren "unverantwortlichen Kurs" aufzugeben und endlich zu kooperieren.
"Es ist sehr bedauerlich und schädlich, dass die Inspektoren unverrichteter Dinge und ohne Ergebnis abreisen mussten", erklärte Westerwelle in Berlin. "Die Verweigerung des Zugangs zu Atom-Installationen ist ein weiterer Verstoß Irans gegenüber der IAEA und der internationalen Staatengemeinschaft."
Die EU hatte vor wenigen Wochen angekündigt, ihre Öleinfuhren aus dem Iran spätestens zum 1. Juli zu stoppen. Die EU-Außenminister beschlossen außerdem, die Konten der iranischen Zentralbank in Europa einzufrieren.
Russland warnt vor voreiligen Schlüssen
Im Februar kam der Iran der EU zuvor und stellte seine Erdölexporte nach Frankreich und Großbritannien ein und drohte damit, den Exportstopp auf weitere europäische Länder auszudehnen.
Auch deshalb klettert der Ölpreis stetig. Seit Jahresbeginn verteuerte sich ein Fass (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent - es gilt an den Märkten als richtungsweisend - um etwa 14 Dollar oder rund 13 Prozent. Nach der Abreise der Inspektoren ging es mit dem Preis am Mittwoch erneut nach oben. Brent und die US-Sorte WTI stiegen auf Neun-Monats-Höchststände.
Während der Westen und die Märkte schwer in Sorge sind, warnt Russland vor "voreiligen Schlüssen". Moskau sieht die Behörde in der Pflicht: Die IAEA habe das Objekt südöstlich von Teheran bereits in der Vergangenheit kontrolliert, teilte das Außenministerium in Moskau mit. Ein Sprecher: "Die Inspekteure sollten also zunächst deutlich machen, was hier vor sich geht."