Unruhen Bomben und Schüsse aus einem Wohngebiet

Bei einem Angriff auf US-Truppen in der zentralirakischen Stadt Chaldija sind am Donnerstag nach Angaben der Streitkräfte zwei Soldaten verletzt worden

Bei einem Angriff auf US-Truppen in der zentralirakischen Stadt Chaldija sind am Donnerstag nach Angaben der Streitkräfte zwei Soldaten verletzt worden. Der arabische Fernsehsender El Arabija sprach dagegen von acht Toten. Der Überfall ereignete sich auf der Hauptstraße der im so genannten sunnitischen Dreieck gelegenen Stadt. Zunächst detonierte eine ferngezündete Bombe, danach wurden die Soldaten von den Angreifern unter Feuer genommen.

Aus einem Wohngebiet beschossen

Mindestens zwei Lastwagen wurden zerstört. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP sah am Ort des Geschehens fünf US-Panzer, zwei Schützenpanzer und etwa 40 Soldaten. Die Soldaten umstellten ein Wohngebiet, von dem aus die Truppen nach der Explosion beschossen wurden. Über der Gegend kreisten Hubschrauber.

Schüsse auf Reporter

Als sich der AP-Reporter nähern wollte, wurde er von einem der Panzer aus mit einem Maschinengewehr beschossen. Außerdem schossen US-Soldaten auf das Auto eines AP-Fotografen. Dabei ging die Windschutzscheibe zu Bruch, und alle Reifen wurden zerschossen. Der Fotograf blieb unverletzt. Ein Fahrer der AP berichtete von einem dreijährigen irakischen Jungen, dem in die Brust geschossen wurde. Ferner wurde ein ziviler Tanklastwagen in Brand geschossen.

Kurze Zeit nach dem Zwischenfall in Chaldija detonierte an einer Straße 15 Kilometer westlich eine zweite Bombe, als ein US-Konvoi die Stelle passierte. Dabei wurde mindestens ein Geländewagen zerstört, der als Truppentransporter diente.

Pro-Saddam-Demonstrationen

Nach Einbruch der Dunkelheit zogen sich die US-Truppen aus Chaldija zurück. Danach liefen etwa 100 Iraker auf die Straße und tanzten. Sie trugen ein großes Transparent mit dem Bild des gestürzten Präsidenten Saddam Hussein in Kampfuniform. Sie feuerten Freudenschüsse in die Luft ab und sangen: "Wir opfern dir unser Blut und unsere Seelen, Saddam!" Im sunnitischen Dreieck gibt es den stärkten Widerstand gegen die Besatzungstruppen. Erst am Montag fiel der Polizeichef von Chaldija einem Attentat zum Opfer.

In Falludscha, etwa 30 Kilometer östlich von Chaldija, wurde am Mittwochabend nach irakischen Angaben ein 14-jähriger Junge erschossen. Den Angaben zufolge wurden die Schüsse von einer vorbeifahrenden US-Patrouille abgegeben. Die Soldaten fühlten sich offenbar bedroht, als eine Hochzeitsgesellschaft Freudenschüsse in die Luft feuerte. Bei dem Zwischenfall wurden nach irakischen Augenzeugen außerdem sechs Menschen verletzt. Der Oberbefehlshaber der Besatzungstruppen, Generalleutnant Ricardo Sanchez, sagte in Bagdad, den Tod des Jungen könne er nicht bestätigen. Der Zwischenfall in Fallduscha werde aber untersucht.

Erleichterungen für die Bevölkerung

Angesichts des Unmuts der Iraker erwägen die Besatzungsmächte nach Angaben von Sanchez Erleichterungen für die Bevölkerung. Unter anderem sei an eine Verkürzung der nächtlichen Ausgangssperre in Bagdad gedacht.

Der überarbeitete US-Entwurf für eine neue Irak-Resolution verzögert sich offenbar. Der Vorschlag, der Forderungen Frankreichs und Deutschlands nach einer erweiterten Rolle der Vereinten Nationen Rechnung tragen soll, wurde zunächst noch für diese Woche im Sicherheitsrat erwartet. US-Präsident George W. Bush deutete aber die USA seien noch nicht so weit. "Wir sprechen noch darüber", sagte Bush.

DPA
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