Vermutlich wird es nicht vor Donnerstag deutscher Zeit belastbare Ergebnisse der US-Wahl geben. In fünf Bundesstaaten ist das Rennen noch offen: Wisconsin, Michigan, Pennsylvania, Georgia und North Carolina. Wer US-Präsident werden will, muss mindestens noch zwei davon gewinnen. Aber die große Zahl der Wahlbriefe verzögert die Auszählung, so dass etwa Pennsylvania spätestens Freitag einen Sieger verkünden wird. Donald Trump aber will entweder die Auszählung oder das Ergebnis am Obersten Gerichtshof anfechten. Wann der wiederum entscheiden wird – unklar. Die US-Wahl kann sich noch Wochen hinziehen.
Kanye West wird nicht US-Präsident. Auf Twitter verkündete er in einem mittlerweile wieder gelöschten Post das Ende seiner Wahlkampagne. Aber offenbar plant er schon die nächste: "Kanye 2024" heißt es nun in seinem Feed. Der Musiker hatte am 4. Juli seine Kandidatur bekanntgegeben (nicht die erste). Laut den bisher ausgezählten Stimmen haben ihn rund 50.000 Amerikaner gewählt.
Das wollen Trump-Wähler - und das Biden-Wähler
Der Sender CNN hat in ersten Umfragen herausgefunden, warum die Wähler Trumps für den US-Präsidenten gestimmt haben. Platz eins: Die Wirtschaft (ist 62 Prozent seiner Wähler wichtig). Platz zwei: Kriminalität und Sicherheit (17 Prozent). Danach Gesundheitspolitik (8 Prozent), Coronavirus (5 Prozent) und ethnische Ungleichheit (3 Prozent). Diese Zahlen erklären den Erfolg Trumps bei der Wahl. Denn offenbar kreiden die Amerikaner ihrem Präsidenten nicht so sehr die Folgen seiner Corona-Politik an, hoffen stattdessen, dass er in der Lage sein wird, die Konjunktur wieder auf das Vor-Pandemie-Niveau zu heben.
Für Biden-Wähler dagegen war der Bereich "ethnische Ungleichheit" am wichtigsten (36 Prozent), dann der Coronavirus (27 Prozent) und die Gesundheitspolitik (13 Prozent). Dahinter rangieren Wirtschaft (11 Prozent) und Kriminalität und Sicherheit (6 Prozent). Offenbar wollen Biden-Wähler das Gegenteil von dem was Trump-Wähler wollen.
Vor der Wahl hatten Pessimisten befürchtet, dass rechte und linke Milizen aufmarschieren und für Angst und Schrecken sorgen werden. Soweit ist es zum Glück nicht gekommen. Dennoch gab es im Laufe des Wahlabends landesweit Proteste – auch mit einigen Zwischenfällen. Auf dem Black-Lives-Matter-Platz in Washington rangelten Demonstranten miteinander, mehrere Personen wurden festgenommen. Auch in Los Angeles, in Raleigh, North Carolina und Portland, Oregon wurde demonstriert. Im Bundestaat Minnesota hat die Polizei rund ein Dutzend Menschen festgenommen.
Trumps Erklärung ohne juristische Wirkung
Donald Trump hat sich noch am Wahlabend zum Sieger erklärt – obwohl die Auszählungen noch nicht abgeschlossen waren. Diese undemokratische Ausrufung hat allerdings keine rechtliche Wirkung, er sät damit vor allem und erneut Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Wahl. Auch den von ihm angekündigtem Auszählungstopp der noch verbleibenden Stimmen kann er nur gerichtlich erwirken. Genau das kündigte er sowhl vor dem Wahltag als auch nun wieder an.
Lange Auszählungsperioden sind in den USA übrigens die Norm und nicht die Ausnahme. Bei allen Wahlen wurden manche Teil- und Endergebnisse erst Tage später gemeldet – allerdings hing an ihnen auch nur selten der gesamte Wahlausgang. Im Jahr 2000 entschied Florida die US-Präsidentschaft. Dort sollte das extrem knappe Resultat nachgeprüft werden, was allerdings gerichtlich untersagt wurde. Erst einen Monat nach dem Urnengang stand mit George W. Bush der Sieger fest.
Üblicherweise vermelden in den USA die großen Medienhäuser und Fernsehsender aufgrund von Hochrechnungen den Gewinner. Am verlässlichsten dabei ist die Nachrichtenagentur AP, die als Art inoffizieller Wahlleiter fungiert. In diesem Jahr haben aber weder AP noch Fernsehsender wie CNN oder Fox News das Rennen um die Präsidentschaft für entschieden erklärt.
Mission erfüllt: Der ehemalige Astronaut Mark Kelly hat in dem traditionell republikanischen Bundesstaat Arizona einen Senatssitz für die Demokraten erobert. Nach Angaben des Senders Fox News und der "New York Times" konnte der 56-jährige Kelly der republikanischen Senatorin Martha McSally ihren Sitz abringen. Kellys Erfolg dürfte den Demokraten Auftrieb in dem noch offenen Rennen um den Senat - der zweiten Kongresskammer - geben. Bislang wird dieser von den Republikanern mit einer Mehrheit von 53 der 100 Sitze dominiert. Während neben der Abstimmung über den Präsidenten auch das gesamte Repräsentantenhaus neu gewählt wurde, standen nur 35 Senatsmandate zur Wahl.
Quellen: DPA, AFP, Kanye West auf Twitter, US-Election-Atlas, "USA Today", COS.net