Bei ihrer Suche nach den mutmaßlichen Entführern von drei vermissten Jugendlichen hat die israelische Armee im Westjordanland in der Nacht zehn weitere Palästinenser festgenommen. Damit seien nun seit Beginn der Suche nach den Vermissten 330 Palästinenser in Gewahrsam, sagte eine Armeesprecherin am Samstag. Am Samstag rückten Hunderte Soldaten in Hebron ein, wo sie nach Zeugenberichten mit Hausdurchsuchungen begannen. Am Vortag hatte die Armee die Stadt zum militärischen Sperrgebiet erklärt.
Die drei 16 und 19 Jahre alten Talmudschüler waren zuletzt vor mehr als einer Woche im südlichen Teil des Westjordanlands gesehen worden. Sie werden seit dem 12. Juni vermisst. Israel macht die Hamas für ihre Entführung verantwortlich, die jedoch jegliche Verwicklung in den Fall bestreitet. Die meisten der 330 Festgenommenen gehören der radikalislamischen Palästinenserorganisation an.
Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas hat die mutmaßliche Entführung der Jugendlichen verurteilt und Israel Zusammenarbeit bei der Suche angeboten. Zugleich hat er das Vorgehen Israels im Westjordanland als unverhältnismäßig kritisiert. Der Vorfall belastet auch den Versöhnungspakt zwischen der Fatah von Abbas und der Hamas. Der palästinensische Außenminister Riad al Maki sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag, sollte sich herausstellen, dass die Hamas hinter der Entführung der Religionsschüler stecke, sei das Abkommen zwischen den rivalisierenden Palästinensergruppen in Gefahr.
Israelische Armee durchsucht TV-Studio
Nach Angaben des israelischen Rundfunks sind unter den festgenommenen Verdächtigen auch Dutzende Palästinenser, die im Zuge des Gefangenenaustauschs für den entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit 2011 von Israel freigelassen wurden. Die Armee machte dazu keine Angaben.
In Ramallah durchsuchten Soldaten in der Nacht zum Samstag auch die Räume einer Produktionsfirma, die Beiträge unter anderem für den mit der Hamas verbundenen TV-Sender Al-Kuds herstellt. Eine Militärsprecherin sagte, es seien Elektronik-Teile und Speichermedien gefunden worden, die der Hamas gehörten und die zu Terrorzwecken eingesetzt worden seien. Auch hierzu wurden keine weiteren Einzelheiten genannt.