Wahlen in New York Bloombergs gekaufter Sieg

  • von Matthias Ruch
New York wählt einen neuen Bürgermeister. Es wird der alte sein: Amtsinhaber Michael Bloomberg hat eine respektable Bilanz, aber vor allem die nötigen Wahlkampf-Millionen. Und neue Feinde unter den Autofahrern.

New York ist geteilt in zwei Lager. Zwei Tage vor der Bürgermeisterwahl sind es nicht die Anhänger und die Gegner von Amtsinhaber Michael Bloomberg, die das Bild bestimmen. Es sind die Halloween-Karnevalisten, die bei sommerlichen Temperaturen durch die Stadt ziehen und maßlos Alkohol trinken. Und es sind die Marathonläufer, die in bunten Turnschuhen durch die Straßen schnaufen. Der Wahlkampf geht dabei fast vollständig unter.

Dass der parteilose Milliardär Michael Bloomberg nach acht Jahren im Amt am Dienstag zum dritten Mal gewählt wird, ist für die meisten New Yorker längst ausgemacht. Zu unbekannt ist sein Herausforderer William Thompson - und viel zu klein dessen Wahlkampfbudget. In den jüngsten Umfragen liegt Bloomberg rund 15 Prozentpunkte vorn. Das dürfte reichen.

100 Millionen Dollar in Kampagne investiert

In Manhattan haben die Werbemanager des Bürgermeisters, der fast 100 Millionen Dollar seine Kampagne investiert hat, ein Infozentrum eingerichtet. Drinnen sitzen acht Mitarbeiter zwischen Aufklebern und Broschüren. Sie langweilen sich. Draußen steht Justin und versucht verzweifelt, seine Flugblätter loszuwerden. Der 19-Jährige arbeitet ehrenamtlich für Bloomberg. 50 Passanten hat er angesprochen, nur sechs haben ein Flugblatt genommen. "Heute ist Halloween", sagt er. "Dagegen kommen wir nicht an."

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Der Grund für Justins Verzweiflung liegt direkt gegenüber: "Halloween Adventure", der berühmte Kostümladen New Yorks. Schon am Vormittag stehen hier mehr als 150 Menschen Schlange. "Die wollen alle Party, Alkohol und Sex. Niemand hier denkt an die Wahl", sagt Tony Bianchi, der den Laden vor 16 Jahren gegründet hat. Er selbst werde Bloomberg wählen, fügt er hinzu. "Ich habe nichts gegen ihn. Seine Bilanz ist in Ordnung."

Jahresgehalt: ein Dollar

So nüchtern wie der Kostümverkäufer begründen viele ihre Wahl. Als Multimilliardär arbeitet Bloomberg für ein Jahresgehalt von einen Dollar und gilt als geschickter Manager. Um an der Macht bleiben zu können, ließ er die gesetzliche Begrenzung der Amtszeit auf acht Jahre streichen. "Darf der reichste Mann von New York nach seinen eigenen Regeln spielen, während sich alle übrigen an andere Regeln halten?", schimpfte Thompson. Die Antwort gibt der Wähler morgen: Ja, er darf.

Immerhin hat Bloomberg einiges vorzuweisen: Im Rahmen seiner Initiative für Lebensqualität ließ er neue Radwege und Grünanlagen bauen. Die Kriminalität ging weiter zurück. Vor allem aber trauen ihm die Wähler zu, die Stadt durch die Finanzkrise zu führen. Bloomberg muss jetzt kräftig sparen.

"Das mit dem Parken geht zu weit."

Bianchi sieht das ein: "Nur die Sache mit dem Parken, die geht mir zu weit." Das Parken: eines der größten Probleme für Bloombergs Kampagne. Seit er den Falschparkern den Krieg erklärt hat, macht er sich viele Feinde. "Überall gibt es Strafzettel, oder man wird direkt abgeschleppt", schimpft der Ladenbesitzer. "Was soll ich denn machen? Irgendwo muss ich ja parken."

Immerhin bringt das eine Menge Geld in die leere Stadtkasse. Zum Beispiel für das marode U-Bahn-Netz - in den lokalen Medien kommt das gut an. "Wir empfehlen Bloomberg enthusiastisch zur Wiederwahl", heißt es in der "New York Times". Auch das Boulevardblatt "Daily News" macht sich für Bloomberg stark.

Der wiederum hat sich mit großzügigen Spenden auch die Unterstützung wichtiger Kirchengemeinden gesichert. Selbst der frühere Siemens-Chef und heutige Wahl-New-Yorker Klaus Kleinfeld schwärmt von den Managerqualitäten des Bürgermeisters.

Giuliani wurde entweder geliebt oder gehasst

Als Mensch aber lässt Bloomberg die New Yorker kalt. "Damals war das anders", schwärmt Ladenbesitzer Bianchi. "Rudolph Giuliani hat seinerzeit richtig aufgeräumt in der Stadt. Der wurde entweder geliebt oder gehasst. So wie heute Obama ."

Rund 500 Masken des Präsidenten hat "Halloween Adventure" allein am Freitag verkauft. Auch John F. Kennedy und George W. Bush laufen gut. "Viele Männer wollen aber immer noch eine Maske von Bill Clinton ", erzählt Bianchi. "Clinton steht für Sex." Und Bloomberg? "Bloomberg steht nur für Geld. Das ist doch öde. Von dem gibt es nicht einmal eine Maske."

FTD