Mit landesweiten Streiks und Protestaktionen gegen das Sparpaket der Regierung in Athen wollen griechische Gewerkschaften das öffentliche Leben im Land am Donnerstag weitgehend zum Erliegen bringen. Schulen, Zoll- und Steuerämter sollten geschlossen bleiben, der öffentliche Nahverkehr und der Flugverkehr sollten zum Stillstand kommen. Der Streik begann am Mittwoch um Mitternacht. Feuerwehrleute, Polizisten und Beamte der Küstenwache planten Protestkundgebungen.
Bei einem Generalstreik war es am Freitag vergangener Woche zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen. Die Gewerkschaften protestieren gegen das Sparprogramm im Umfang von 4,8 Milliarden Euro, mit dem die griechische Regierung das hohe Haushaltsdefizit in den Griff bekommen will. Es sieht unter anderem Gehaltskürzungen im öffentlichen Dienst von rund acht Prozent sowie eine Erhöhung der Verbrauchssteuern vor.
Besonders betroffen war der Verkehr. Da auch die Fluglotsen streiken, wurden seit Mitternacht sämtliche Flüge von und nach Griechenland gestrichen. Die Fluglinien hatten ihre Passagiere jedoch rechtzeitig informiert. Auch die Fähren zu den griechischen Inseln und die Eisenbahn wurden bestreikt. Der Chef der Euro-Gruppe, Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker, lobte derweil die griechischen Sparanstrengungen.
Die internationalen Finanzmärkte hätten den Sparkurs durchaus positiv aufgenommen, sagte Juncker auf NDR Info. "Daher kann von einem Ablenkungsmanöver der Griechen nicht die Rede sein." Er begrüßte zudem den Vorschlag, einen Europäischen Währungsfonds zu gründen. "Allerdings kann ein solcher Fonds nicht alle Probleme lösen", sagte er. Jeder Euro-Staat müsse seine Finanzen zunächst selbst in Ordnung bringen.
In Griechenland waren Kundgebungen in vielen Städten geplant. Im Radio und Fernsehen gab es keine Nachrichten, da auch die Journalisten für 24 Stunden in den Ausstand traten. Die meisten Behörden blieben geschlossen, ebenso Schulen und Universitäten. In den Krankenhäusern wurden nur Notfälle behandelt. Zudem blieben alle antiken Stätten und Museen geschlossen. Supermärkte, die meisten Banken und die Hotels hatten dagegen geöffnet.
Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou äußerte Verständnis für den Unmut der Bürger, es gebe aber einfach "kein Geld". Das harte Sparprogramm seiner Regierung sieht unter anderem einen Einstellungsstopp im öffentlichen Dienst und Gehaltskürzungen für Beamte vor. Die Mehrwertsteuer wurde um zwei Prozentpunkte erhöht. Indirekte Steuern auf Tabak, Spirituosen und Treibstoffe wurden gleich zweimal innerhalb weniger Wochen um rund 20 Prozent erhöht.
Griechenland drücken Schulden von fast 300 Milliarden Euro. Die EU-Kommission hat die griechischen Staatsfinanzen unter ständige Aufsicht gestellt.