In vier Jahren kann einiges passieren, vor allem wenn man nicht mehr ganz jung und zudem in den Fokus der Justiz geraten ist. Es geht also um Donald Trump, wieder einmal oder besser immer noch. Derzeit meldet sich der Ex-Präsident nur noch sporadisch zu Wort, wie jüngst, als er sich in seinem typischen Selbstmitleid sulend über eine Entscheidung des Obersten Gerichtshof beklagte. Am Ende seiner Stellungnahme schaltete er wieder in den Kampfmodus und schloss mit den Worten, die manchen wie eine Drohung vorkommen dürften: "Ich werde weiterkämpfen, so wie ich es die vergangenen fünf Jahre getan habe."
Glaubt man den Aussagen führender Republikaner, dann ist das derzeitige, relative Schweigen des Ex-Präsidenten aber nur die Ruhe vor dem Sturm und das Kapitel Trump in der Partei tatsächlich noch lange nicht beendet – erneute Präsidentschaftskandidatur nicht ausgeschlossen.
Die meisten Republikaner sind Trump-treu
Seit dem Ende seiner Amtszeit tobt in der republikanischen Partei ein Kampf zwischen den Trumpianern und seinen Gegnern. Ginge es nach dem Willen der meisten Parteianhänger und -wähler, dann ist Trump sowohl Vergangenheit als auch Zukunft. Schließlich kann sich der abgewählte Präsident damit brüsten, dass er von zwölf Millionen Amerikanern mehr gewählt wurde als noch 2016 und noch nie ein republikanischer Präsidentschaftskandidat überhaupt je so viele Stimmen bekommen hat wie er. Dass er die unangefochtene Nummer eins ist, räumte jetzt sogar sein interner Widersacher Mitt Romney ein: "Ich weiß nicht, ob er 2024 wieder antritt, aber falls er es tut, wird er die Nominierung mit einen Erdrutschsieg gewinnen, da bin ich mir ziemlich sicher", sagte der Senator jetzt.
Romney gehört zu den Republikanern alter Schule und hatte beim zweiten Impeachmentverfahren vor wenigen Wochen gegen Trump für dessen Amtsenthebung gestimmt. Er ist einer der wenigen Konservativen, die Trump regelmäßig offen kritisieren. Damit aber gehört er mittlerweile zur Minderheit. Umfragen zufolge würden es 54 Prozent der Republikaner begrüßen, wenn Trump in vier Jahren wieder ins Rennen um das Weiße Haus einsteigt.
Rückendeckung für den Ex kommt auch aus einer Ecke, die zuletzt eher den Eindruck vermittelt hatte, vom umstrittenen Präsidenten abgerückt zu sein: Mike Pence. Der ehemalige Vizepräsident wurde von Trump als Schwächling geschmäht, weil der nichts getan habe, um die Ernennung von Joe Biden zum neuen US-Präsidenten zu verhindern. An seinem guten Verhältnis zu Trump aber hat das offenbar nichts geändert. Parteifreunden aus Indiana zufolge äußere sich Pence weiterhin sehr positiv über Donald Trump, zitiert der TV-Sender CNN den Abgeordneten Jim Banks. Pence plane eine Organisation, um das politische Andenken ihrer gemeinsamen Amtszeit in Ehren zu halten. Auch Pence werde in den kommenden Monaten sich wieder stärker bei den Republikanern engagieren.
Trump und die Energie des Siegs
Lindsey Graham ist seit Jahren bereits einer der größten Fürsprecher Trumps und verteidigte den Präsidenten auch dann noch, als der die offenkundige Lüge von einer "gestohlenen Präsidentschaftswahl" verbreitete. In der extrem Trump-freundlichen Fox-News-Show von Sean Hannity prophezeite der Senator nun, dass der Ex-Präsident die Partei in den nächsten Monaten politisch prägen und bei den Zwischenwahlen 2022 zum Sieg führen werde. "Er wird uns die Energie geben, um uns das Repräsentantenhaus und den Senat zurückzuholen", so Graham.
Auf Hannitys Frage, ob der Ex-Präsident in vier Jahren wieder in den Ring für eine zweite Amtszeit steigen werde, antwortete Graham in bester Trump-Manier: "Bleibt gespannt." Trump selbst hat sich über eine zweite Kandidatur bislang nicht konkret geäußert, kokettiert aber mit entsprechenden Andeutungen. Ende Februar wird er auf dem konservativen Kongress CPAC sprechen – sein erster großer Auftritt nach dem Ausscheiden aus dem Amt. Möglicherweise nutzt er den Auftritt, um weitere Republikaner hinter sich zu versammeln.
Quellen: NBC, CNN, "Bostion Herald", "Newsweek"