Diplomatische Missstimmung Wolodymyr Selenskyj lädt Olaf Scholz für den 9. Mai in die Ukraine ein

Olaf Scholz Wolodymyr Selenskyj
Olaf Scholz (l.) und Wolodymyr Selenskyj im Februar im Kiewer Marienpalast
© Kay Nietfeld / Picture Alliance
Endet die diplomatische Krise zwischen Berlin und Kiew am 9. Mai? Für den Tag hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Olaf Scholz eingeladen, wie er im Livechat eines britischen Thinktanks sagte. 

Wolodymyr Selenskyj lässt nur wenige Möglichkeiten aus, seine Botschaften unter die Menschen zu bringen. Er war schon weltweit in zahllose Parlamente geschaltet, um Reden vor Abgeordneten zu halten. Und selbst die bizarre Funkstille zwischen Kiew und der deutschen Staatsspitze ist nach einem Telefonat zwischen dem ukrainischen Präsidenten und seinem Kollegen aus dem Schloss Bellevue, Frank-Walter Steinmeier, beigelegt. Wie also geht es weiter? In einem Livechat des Londoner Thinktanks Chatham House hat es Selenskyj verraten.

Scholz für den 9. Mai nach Kiew eingeladen

Auf die Frage, was er Olaf Scholz sagen werde, antwortete das ukrainische Staatsoberhaupt: "Kanzler Scholz ist eingeladen. Er kann einen bedeutenden Schritt machen und am 9. Mai nach Kiew kommen", so Selenskyj in dem Gespräch mit den Institutschef Robin Niblett. Das gelte auch für Bundespräsident Steinmeier. "Wir brauchen keine Türen öffnen, sie sind bereits offen." Zwischen den beiden Staaten war es zu Verstimmungen gekommen, nachdem das deutsche Staatsoberhaupt aufgrund seiner früheren russlandfreundlichen Politik von der Ukraine ausgeladen worden war.

In dem Chat hat Selenskyj auch verraten, was er und sein Land vom Bundeskanzler und Deutschland erwarten. "Sehen Sie, Russland verdient täglich eine Milliarde Dollar mit Hilfe seiner Energielieferungen. Wie können wir da sagen, wir stoppen die Öl- und Gasimporte erst in vier Monaten oder einem Jahr?", so der Staatschef über die EU-Pläne, das Embargo für russisches Öl Ende 2022 zu starten. "Man kann nicht mit der rechten Hand Sanktionen verhängen und mit der linken Hand Verträge unterzeichnen."

"Zumindest haben wir nun eine Sanktionspolitik"

Grundsätzlich zeigt sich der ukrainische Präsident nun zufrieden mit dem Vorgehen von EU, USA und Großbritannien. "Zumindest haben wir nun eine Sanktionspolitik, und wir sind in der Situation, in der wir von Anfang an hätten sein sollen." Selenskyj räumt zwar ein, dass das Öl-Embargo zu Schwierigkeiten in manchen Ländern führen könnte, warnte aber gleichzeitig davor, nichts zu tun, "denn dann würden die Raketen irgendwann in euren Ländern einschlagen".

Überhaupt scheint Wolodymyr Selenskyj keine Hoffnung zu haben, dass Russland seine Expansion stoppen werde: "Alles worüber die Russen sprechen, machen sie auch, sie setzen ihre Drohungen um", so der Präsident düster.

nik