Allianz von China und Russland Xi Jinping und Wladimir Putin: Diese Zeichen verraten die Bromance der Autokraten

Putin posiert zwar auch mal "oben ohne", für Peking ist "ohne Krawatte" mehr als  locker.
Putin posiert zwar auch mal "oben ohne", für Peking ist "ohne Krawatte" mehr als  locker.
© Mikhail Metzel / Action Press
US-Außenminister Antony Blinken warnte Peking vor einer Zusammenarbeit mit Russland. Xi Jinping zeigte dem Amerikaner die kalte Schulter, Wladimir Putin wurde bewusst als alter Freund inszeniert. 

Putins erster Besuch in seiner fünften und vermutlich letzten Amtszeit führt ihn schon in den ersten Tagen nach Peking. Der Empfang von Xi Jinping ist eine Inszenierung, wie man sie noch nie gesehen hat. Vor allem wenn man die sparsamen Anstrengungen dagegen hält, die Peking für Bundeskanzler Scholz und den amerikanischen Außenminister Blinken aufwandte.

In Peking herrscht ein Hofzeremoniell, das streng beachtet wird. Der Unterschied in der Wertschätzung wird schon auf dem Rollfeld beim Verlassen der Maschine sichtbar. Während der Westen mit einer spärlichen Notbesetzung abgespeist wird, bekommt Putin den vollen Willkommensbahnhof mit einer leuchtenden Motorradstaffel.

Spannend wurde der Besuch durch die Dinge, die man nicht unbedingt erwartet hatte. Zu Sergej Schoigu, der in der Folge der Kabinettsumbildung seinen Job als Verteidigungsminister verlor, wusste FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann zu sagen, der sei abgesägt und könne froh sein, dass Putin ihn nicht habe aus einem Fenster werfen lassen. Nun saß der angeblich geschasste in einem der für Russland wichtigsten Treffen rechts neben dem Kreml-Herrscher Putin.

Xi Jinpings kalkulierte Gesten

Xi Jinpings Inszenierung betonte die persönliche Freundschaft zwischen den beiden Autokraten. Eine Beziehung die Xi Jinping seit dem ersten Treffen gesucht und gefördert hat. Und sie wurde nicht primär durch die Menge an Motorrädern oder Gardesoldaten gezeigt, sondern durch Emotionen und Leaks. Kleinigkeiten tragen große Bedeutung. Vor wenigen Wochen hatte US-Außenminister Antony Blinken bei einem Besuch in China versucht, die Führung in Peking von einer engeren militärischen Zusammenarbeit mit Russland abzuhalten. Blinken hatte mit weiteren Sanktionen gegen chinesische Unternehmen gedroht, die die russische Rüstungsbranche beliefern. Die Reaktion kam prompt. Vor dem Treffen mit Außenminister Blinken fragte Xi Jinping einen Assistenten, wann "der" dann wieder abreisen würde. Deutlicher kann man seine Geringschätzung kaum ausdrücken als auf diesem "geleakten" Wackelvideo. Von Putins Besuch werden andere informelle Szenen gestreut. Etwa das knappe gemeinsame Nicken der beiden Chefleibwächter – eine Szene wie aus einem Actionfilm.

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Trost am "Juniorpartner"

Im Westen tröstet man sich über das Bündnis der beiden Mächte mit der Beschwörung des Wortes "Juniorpartner" hinweg. Und tatsächlich hat Moskau die dominierende Rolle, die es während der Stalinzeit innehatte, eingebüßt. Der beispiellose Aufstieg Chinas hat allerdings auch das Machtverhältnis Pekings gegenüber den EU-Staaten umgekehrt. Vor allem aber können diese Sticheleien nicht die gefährliche Dynamik der Partnerschaft von Moskau und Peking aus dem Weg räumen.

Bündnis gegen den Westen

Mit Zugriff auf die Landmasse und die Rohstoffe Russlands hat China die strategische Eindämmung durch die USA aufgebrochen. Beide sind die erklärten Feinde des Westens und damit natürliche Verbündete. Die Belastung der europäischen Sicherheitsarchitektur durch den Ukrainekrieg spielt Peking in die Hände. Russlands Anstrengungen die westlichen Sanktionen zu unterlaufen, sind ein Laborversuch für China, das ebenfalls sanktioniert wird. Die Handelsbeziehungen Russlands zur EU und den G7 wurden faktisch von China ersetzt. Während die chinesischen Exporte in den Rest der Welt seit 2021 um 29 Prozent gestiegen sind, sind die chinesischen Exporte mit Russland im gleichen Zeitraum um über 121 Prozent gestiegen. Peking liefert Industrie- und Konsumgüter und füllt damit die Lücke, die die Sanktionen der G7 hinterlassen haben. Für die Fortführung des Krieges sind Konsumgüter nicht entscheidend, wohl aber Rohstoffe und Industriegüter. China ist inzwischen der wichtigste Maschinenlieferant geworden.

Das Treffen zeigte überdeutlich, dass diese Zusammenarbeit in der Zukunft noch stärker wird. Beide Länder werden die Nordpassage in der Arktis weiter entwickeln, sie verkürzt die Schifffahrtsrouten und verlagert sie aus dem von den USA kontrollierten Pazifik in die russische Einflusszone. Gleichzeitig arbeiten Russland und China weiter an der De-Dollarisierung des Handels. Das soll nicht allein dadurch geschehen, dass der eigene Handel in den eigenen Nationalwährungen abgewickelt wird und China seine Dollarreserven in hohem Tempo abstößt. Gemeinsam soll eine verlässliche Alternative zur US-Währung im internationalen Handel entwickelt werden. Nicht umsonst war Putins Finanzarchitektin Elwira Nabiullina bei dem Besuch mit von der Partie. Die russische Notenbankchefin ist eine der Personen, die es Putin überhaupt möglich machen, den Krieg in der Ukraine zu führen.

Lockerheit à la Xi Jinping

Für westliche Augen wirkt das chinesische Zeremoniell teilweise bizarr, wie die Kindergruppen mit Winkelementen. Bei genauem Hinsehen fällt doch auf, wie Peking die Rituale der Mao-Zeit modernisiert. Und der Besucher Putin wurde mit dem kostbarsten Gut in dieser Währung bedacht, mit Emotionen. Xi Jinping tritt häufig auf wie ein Herrscher-Roboter. Steif, unergründlich lächelnd und dabei huldvoll winkend. Beim obligatorischen Spaziergang zeigten sich die beiden locker wie alte Freunde. Ein Eindruck, der sich bei den gleichen Bildern mit Bundeskanzler Scholz nicht einstellen wollte. Später dann Unerhörtes: Wieder ein Spaziergang, nun aber ohne Krawatte. Wer gedacht hat, mehr Lockerheit geht nicht, wurde eines Besseren belehrt: Zum Abschied umarmte Pekings Herrscher den Besucher aus Moskau.