Urteil in Köln Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach: Schlüsselfigur muss zwölf Jahre ins Gefängnis

Landgericht Köln: Der Angeklagte verdeckt sein Gesicht mit einem roten Umschlag
Seit Oktober 2019 sitzt die mutmaßliche Schlüsselfigur im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach in Untersuchungshaft. Die Richter schickten den Mann nun für zwölf Jahre ins Gefängnis.
© Oliver Berg / Picture Alliance
Die Schlüsselfigur im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach verbringt die nächsten zwölf Jahre hinter Gittern. Die Richter am Landgericht Köln ordneten für den 43-jährigen Vater eines kleinen Mädchens zudem eine anschließende Sicherungsverwahrung an.

Im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach ist die mutmaßliche Schlüsselfigur zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht Köln sprach den 43 Jahre alten Vater am Dienstagnachmittag schuldig, seine 2017 geborene Tochter immer wieder missbraucht zu haben. Zudem ordnete das Gericht die Unterbringung des gelernten Kochs und Hotelfachmanns in der Sicherungsverwahrung an. Der aus Bergisch Gladbach stammende Mann sitzt seit Oktober 2019 in Untersuchungshaft.

Bilder und Videos belegen Missbrauch der eigenen Tochter

Die Anklage gegen Jörg L. fußte maßgeblich auf Bildern und Videos, die er von den Taten gemacht hatte. Gezielt habe er dafür Zeiten ausgenutzt, in denen seine Ehefrau nicht zu Hause gewesen sei, erklärte die Staatsanwaltschaft. Der 43-Jährige hatte sich im Prozess zu den Vorwürfen geäußert, allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Den Antrag hatte die Nebenklage-Anwältin gestellt, die die Tochter vertritt. Sie wollte das kleine Mädchen schützen.

Schlüsselfigur eines ganzen Kinderporno-Netzwerks

Der Deutsche gilt als eine Schlüsselfigur im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach. Bei Durchsuchungen bei ihm wurden nicht nur riesige Mengen kinderpornografischen Materials entdeckt, sondern auch viele Kontakte zu gleichgesinnten Männern, die im Netz Videos und Abbildungen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs austauschten. Nach und nach kamen Ermittler so wie in einem Schneeballsystem immer mehr Verdächtigen auf die Spur. Der Fall hat längst bundesweite Ausmaße angenommen.

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Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Köln gab es allein in Nordrhein-Westfalen zuletzt 201 Tatverdächtige im Komplex Bergisch Gladbach. Zwei Täter verbüßen Haftstrafen, sieben Verdächtige befinden sich in Untersuchungshaft. Seit ihrer Gründung im November gab die zuständige Ermittlungsgruppe "Berg" 105 Hinweise an Behörden in allen 16 Bundesländern weiter. Der Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach ist dabei eine von drei großen Missbrauchsserien, denen Ermittler in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen eineinhalb Jahren auf die Spur kamen.

DPA · AFP
js