Angesichts der eher bescheidenen Umfrageergebnisse scheint die Union etwas nervös zu werden. Vor allem bei der CSU. Laut einer Sat.1-Befragung schrumpft der Vorsprung der Christsozialen auf die Grünen in Bayern. So liegt die Partei von Markus Söder mit 32 Prozent Zustimmung nur noch sechs Prozentpunkte vor den Grünen, zuletzt waren es noch neun Punkte. Offenbar liegt das auch am Kanzlerkandidaten: Im Vergleich zu Grünen-Spitzenfrau Annalena Baerbock (28 Prozent) würden nur 18 Prozent Armin Laschet direkt zum Regierungschef wählen. Vielleicht auch ein Grund, warum Söder jetzt per Interview seinen CDU-Kollegen hart angeht.
Nach Überzeugung des CSU-Chefs jedenfalls ist Unions-Kanzlerkandidat Laschet für das Abschneiden der Union bei der kommenden Bundestagswahl verantwortlich. "Die Personen ziehen die Parteien und nicht umgekehrt", sagte der bayerische Ministerpräsident der "Augsburger Allgemeinen". "Am Ende kommt es bei der Wahl generell vor allem auf den Kanzlerkandidaten an", so Söder. Für Laschet und die Union bedeute dies "eine große Herausforderung. Aber ich bin sicher, bis zur Wahl wird sich noch viel verbessern".
"Die Union muss modern und in sein"
Söder forderte, dass die Union im Wahlkampf auf einen klaren Modernisierungskurs setzen müsse. Es reiche nicht aus, auf die Stammwählerschaft zu setzen. "Wahlen gewinnt man nicht nur mit einem guten Programm, sondern wenn Parteien und Personen dem Trend der Zeit entsprechen", so der CSU-Chef. "Eine Partei wie die Union, die führen und die Nummer eins sein will, muss in und modern sein", forderte Söder "Man kann sich die Bevölkerung nicht aussuchen, für die man regieren will, sondern muss es mit der Bevölkerung zusammen machen."
So müsse der Klimaschutz auch für die Union oberste Priorität haben und dürfe als Thema nicht den Grünen überlassen werden. "Klimaschutz ist kein lästiges Übel, sondern eine Generationenaufgabe. Wir sind da auch gerne der Antreiber innerhalb der Union", sagte Söder. "Die Herausforderungen kommen ohnehin, und ich bin fest davon überzeugt, dass es besser ist, sie schnell anzugehen und nicht defensiv zu verschleppen."
Der bayerische Ministerpräsident erklärte, dass für ihn das Kapitel Kanzlerschaft auch für die Zukunft abgehakt sei: "So eine Situation ergibt sich historisch nur einmal." Er sei Ministerpräsident und bleibe es, solange es die Menschen in Bayern wollen. "Das ist zweifelsohne der schönere Job."
Söder "erleichtert" nicht der Kandidat zu sein
Er verspüre deshalb über den Ausgang des Rennens um die Kanzlerkandidatur der Union nicht nur Enttäuschung, sondern auch Erleichterung, sagte er. Söder hatte sich mit Laschet einen erbitterten Machtkampf um die Kanzlerschaft geliefert, schließlich setzte sich der CDU-Vorsitzende durch. Am Donnerstag werden die beiden gemeinsam bei einer CSU-Programmkonferenz sprechen. Den Auftakt machen Söder und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. Dann folgt ein Grußwort Laschets, der dafür live zugeschaltet wird, wie die CSU mitteilte.