Angesichts weiter steigender Infektionszahlen sind am Wochenende Rufe nach einem harten Lockdown lauter geworden. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hält strenge Beschränkungen über zehn bis 14 Tage für notwendig. Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) sieht Deutschland "in der gefährlichsten Phase der Pandemie". Derweil wurde über ein Vorziehen des für den 12. April geplanten Bund-Länder-Gipfels debattiert. CSU-Chef Markus Söder sprach sich dagegen aus.
"Wenn wir die Zahlen nehmen, brauchen wir noch einmal zehn, 14 Tage richtiges Herunterfahren unserer Kontakte und Mobilität", sagte Spahn am Samstag. Dies sei ein Lockdown, "so wie wir es auch im letzten Jahr an Ostern erlebt haben". Wenn die dritte Welle bei den Infektionen gebrochen werden könne, seien dann Öffnungsschritte begleitet von Tests möglich.
Ein Großteil würde den harten Lockdown unterstützen
Kanzleramtschef Braun warnte vor dem Auftauchen impfresistenter Mutationen in der derzeitigen dritten Corona-Welle. Die kommenden Wochen würden entscheiden, ob Deutschland die Pandemie absehbar in den Griff bekäme, sagte er der "Bild am Sonntag". Um die Infektionszahlen zu senken, müsse es unter anderem statt der inzwischen wieder zurückgenommenen "Osterruhe" regionale Ausgangssperren geben.
Nachdem die sogenannte Osterruhe zurückgenommen worden war, wurden bisher keine weiteren, strengeren Maßnahmen beschlossen. Vielen reicht das nicht:
Dass viele härtere Maßnahmen mittragen würden, zeigte auch eine Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen.

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Lockdown ja, aber bitte mit klarer Struktur
Der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Stefan Wolf, zeigte sich offen für einen harten Lockdown. "Es wäre mir lieber, wenn wir noch mal zehn Tage bundesweit in einen harten Lockdown gehen und danach überall öffnen können, anstatt über Monate keine klaren Strukturen zu haben", sagte Wolf der "Bild am Sonntag".
Intensivmediziner fordern angesichts der steigenden Corona-Zahlen einen harten Lockdown für zwei oder drei Wochen. "Das wird zahlreiche Menschenleben retten und noch viel mehr vor lebenslangen Langzeitfolgen durch Covid bewahren", erklärte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Gernot Marx, am Sonntag. Er warnte: "Wir rennen sehenden Auges ins Verderben."
Ähnlich sehen es viele Twitter-Nutzer, fordern allerdings nach dem Lockdown auch konkrete und umsetzbare Öffnungsperspektiven:
Bevölkerung habe an Weihnachten nicht mitbekommen, wie knapp es gewesen sei
DIVI-Kollege Steffen Weber-Carstens sagte, die Bevölkerung habe zwischen Weihnachten und Anfang Januar gar nicht mitbekommen, wie knapp es gewesen sei. Zahlreiche Patienten seien aus dem Osten oder der Mitte Deutschlands nach Norden geflogen worden. Diese Woche habe er bereits wieder Anfragen für überregionale Verlegungen bekommen.
Ähnlich sind die Bedenken bei diesen Twitter-Nutzern. Deshalb fordern sie: #hartenLockdownjetzt.
Quelle: Forschungsgruppe Wahlen