Berlin³ Und dann kommt die Frage, wer aktuell am allermeisten nervt ...

Demonstriert Gelassenheit im Sommer-Interview: Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Demonstriert Gelassenheit im Sommer-Interview: Bundeskanzlerin Angela Merkel.
© Bernd Von Jutrczenka / DPA
Angela Merkel hat es nicht leicht: Donald Trump nervt mit Protektionismus und Horst Seehofer führt in der Asylpolitik einen Affentanz wegen Detailfragen auf. Da trifft es sich gut, dass die Bundeskanzlerin Stoikerin ist.

Oh ja, solche Fragen liebt die Kanzlerin. Wen sie denn nächste Woche am liebsten mit in ihren wohlverdienten Urlaub nehmen würden, wenn sie wählen könnte – Trump? Putin? Seehofer? Die drei Herren gehen Angela Merkel in unterschiedlicher Intensität und in immer kürzeren Intervallen ganz gehörig auf die Nerven. Es wäre im Prinzip so etwas wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Nichts, worauf man sich im strengeren Sinne freuen müsste.

Doch Angela Merkel ist bei so etwas in ihrem Element. Sie kann dann nämlich zu jener Form von uckermärkisch-merkeliger Nüchternheit auflaufen, mit der sie noch jede Frage nach innerer Befindlichkeit zu den Akten gibt. Und so antwortet die Kanzlerin an diesem Freitagmittag bei ihrer traditionellen Sommerpressekonferenz: "Die Frage für meinen Urlaub, die stellt sich für mich nicht. Urlaub ist Urlaub."

Wladimir Putin treibt den Keil weiter zwischen die Nato-Partner

Schade eigentlich. Denn die ersten knapp 120 Tage ihrer nun vierten Amtszeit sind ja schon geprägt durch die putativen Urlaubsbekanntschaften. Man könnte auch sagen: versaut. Trump? Hat Deutschland auf dem Kieker, sagt zwar, dass er Angela "great" findet , tut aber eigentlich alles dafür, um dem potentiellen Wirtschaftskonkurrenten aus Übersee zu verzwergen.

Putin? Hat schon mal seinen Labrador auf die hunde-scheue Kanzlerin losgelassen und erst Anfang der Woche in Helsinki beim Treffen mit Trump dafür gesorgt, dass die Keile in die einstmals funktionierende westliche Allianz noch ein bisschen tiefer voran getrieben werden konnten.

Und Seehofer? Tja, Seehofer. Hat nach allen Regeln der Kunst einen politischen Affentanz um eine Detailfrage aufgeführt, der mit einer an Sachfragen orientierten Politik nichts, aber auch gar nicht s mehr zu tun hat. Seehofer? Den würde Merkel wahrscheinlich nicht einmal in den Vorratskeller ihrer uckermärkischen Datsche schicken, um ein Glas eingemachte Marmelade hochzuholen.

Angela Merkel hält Erschöpfung für überflüssig

Die Frage, wer in den Augen Merkels der allergrößte Blödmann ist, bleibt also bis auf weiteres unbeantwortet. Im Zweifel sogar bis in alle Ewigkeit. Denn an der Kanzlerin perlt so etwas ab. Sie macht auch im 13. Jahr ihrer Kanzlerschaft Politik getreu nach Breitensteins Kartoffeltheorem: "Jetzt sind die Kartoffeln da, jetzt werden sie auch gegessen." Nichts ist zu schwierig, als dass es nicht in Endlosschleifen-Diskussionen einer Lösung zugeführt werden könnte. Und ansonsten gilt: "Zu tun ist eigentlich genug."

Und so ist mal wieder und wie immer eine erstaunlich in sich ruhende Angela Merkel zu beobachten, die Fragen nach innerer Erschöpfung von sich weist, allein schon deshalb, weil sie Erschöpfung ganz offenkundig für eine ganz und gar überflüssige Eigenschaft hält. "Ich klage nicht", sagt sie an entsprechender Stelle. Man hat das auch nicht von ihr verlangt. Und wenn Angela Merkel wirklich noch jemals klagen würde an einem Tag, an dem sie noch im Amt ist, dann hat der Weltuntergang mit hoher Wahrscheinlichkeit inzwischen schon stattgefunden.

Und bis dahin? Bleibt sie im Amt. Oder etwa nicht? Das wäre dann die Frage nach dem Ende ihrer Amtszeit. Aber da kennen wir Merkels Antwort schon. "Es gibt für alles den richtigen Zeitpunkt."

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