Das Atomkraftwerk Neckarwestheim I wird endgültig stillgelegt. Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) sagte am Dienstag im Stuttgarter Landtag: "Neckarwestheim I wird abgeschaltet - dauerhaft - und stillgelegt." Der Reaktor ist der zweitälteste in Deutschland und wird vom Energiekonzern EnBW betrieben.
EnBW-Chef Hans-Peter Villis begründete die Entscheidung mit einer "aktuellen Anforderungsliste zu Nachrüstungen" des baden-württembergischen Umweltministeriums. Diese Anforderungen führten dazu, "dass ein dauerhaft wirtschaftlicher Betrieb" des Atommeilers und damit sein Wiederanfahren "voraussichtlich nicht mehr darstellbar" seien, teilte die EnBW mit. Nach einem entsprechenden Beschluss des Aufsichtsgremiums könne Neckarwestheim I "in Kürze" vom Netz genommen werden.
Auch der von EnBW am Rhein betriebene baden-württembergische Reaktor Philippsburg I - der zweite von insgesamt vier EnBW-Atomreaktoren - werde "in Kürze" abgeschaltet, sagte der Sprecher nach einem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit mehreren Länderregierungschefs. Die Runde hatte nach den Atomunfällen in Japan am Dienstag das zunächst bis Mitte Juni befristete Aus für alle Atomreaktoren in Deutschland angekündigt, die vor 1980 ihren Betrieb aufgenommen haben. Die vorübergehende Abschaltung von Philippsburg I könne voraussichtlich in den kommenden Tagen erfolgen, sagte der EnBW-Sprecher. Außer Neckarwestheim I und Philippsburg I sind von der politisch verordneten Abschaltung noch fünf weitere Alt-Meiler betroffen: die hessischen Atomkraftwerke Biblis A (Inbetriebnahme 1975) und Biblis B (1977), der niedersächsische Reaktor Unterweser (1979), der bayerische Reaktor Isar 1 (1979) sowie der schleswig-holsteinische Meiler Brunsbüttel (1977).