Im Herbst droht die Corona-Lage in Deutschland wieder kritisch zu werden. Deshalb haben sich die Gesundheitsminister von Bund und Ländern schon jetzt über Vorkehrungen für den Herbst und Winter beraten. Es müsse mit einer schweren Welle gerechnet werden, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Nach den zweitägigen Beratungen in Magdeburg liegt in der umstrittenen Frage des weiteren Angebots kostenloser Bürgertests noch kein fertiges Konzept vor. Lauterbach kündigte jedoch ein Paket an, das noch er noch mit Finanzminister Christian Lindner (FDP) abstimmen wolle.
Lauterbach betonte, dass Bürgertests aus seiner Sicht auch über die bisherige Regelung bis Ende Juni hinaus "unbedingt notwendig" seien. Deshalb hatte das Gesundheitsministerium zuvor angekündigt, die kostenlosen Tests auch weiterhin zu finanzieren. Zumindest in Teilen: Laut einer Vorgabe des Haushaltsausschusses des Bundestages müssen sich künftig auch die Länder an der Finanzierung beteiligen. Der Minister stellte aber gleichzeitig klar, dass anlasslose Tests eingeschränkt würden.
Im Deutschlandfunk sagte Lauterbach, die Tests sollten künftig auf die Bereiche konzentriert werden, "wo sie den größten Nutzen haben." Dies betreffe Menschen, die in Krankenhäuser gehen oder in Pflegeheime, Menschen mit dem Verdacht auf eine Infektion oder schon Krankheitssymptomen, aber auch "diejenigen, die zu großen Veranstaltungen gehen, wo sich viele infizieren können". Lauterbach begründete dies mit den hohen Kosten von zeitweise einer Milliarde Euro pro Monat.
Verbände befürchten gesundheitliche Risiken durch limitierte Bürgertests
Als "unmedizinisch und unethisch" kritisierten dagegen der Berufsverband der Ärzte für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie e.V. und der Verband der Akkreditierten Labore in der Medizin e.V. die Pläne. Dass künftig nur noch bestimmte Personengruppen einen Bürgertest erhalten sollen, konterkariere "die richtige Einschätzung des Ministers, dass bei rechtzeitigem Einsatz antiviraler Medikamente Menschenleben gerettet werden könnten", heißt es in einer Pressemitteilung.
Sorge bereitet den Verbänden vor allem der Plan, dass künftig nur noch symptomatische Personen einen Bürgertest erhalten sollen. "Wir als Fachärztinnen und Fachärzte können nur davor warnen, diese Strategie zu verfolgen", sagt Dr. Daniela Huzly, Bundesvorsitzende des Berufsverbands der Ärzte für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie e.V. "Symptomatische Personen gehören ausschließlich in die Obhut qualifizierter Ärztinnen und Ärzte. Alles andere wäre eine schlechte Patientenversorgung und muss der Öffentlichkeit so auch deutlich gemacht werden!"
Tatü Tata, der Corona-Test ist da

Die Akkreditierten Labore in der Medizin sind vertreten die Auffassung, dass nichtärztlich geführte Testzentren keine Anlaufstellen für Personen mit Symptomen sein sollten. Der Verband befürchtet, dass sich so der Einsatz von wirksamen Medikamenten gegen das Coronavirus verzögern könnte. Ob ein Patient entsprechende Medikamente einnehmen soll, richte sich nach individuellen Risikofaktoren. "Wer davon profitiert, müssen also eine Ärztin oder ein Arzt unverzüglich feststellen." Andernfalls würden durch die Strategie der Gesundheitsminister Menschenleben gefährdet, die eigentlich gerettet werden sollen.